Hannover (red). Eine Kaltfront zieht derzeit über Niedersachsen, dennoch sind auch hier schon bald weitere Schwalben zu erwarten, die aus ihrem Winterquartier in Afrika zurückkehren. Leider werden die fliegenden Glücksboten von Jahr zu Jahr weniger. Ein Lichtblick: Immer mehr Hausbesitzende setzen sich für den Schwalbenschutz ein. 

Besondere Aufmerksamkeit erregte die Rauchschwalbe bereits bei der zurückliegenden ersten öffentlichen Wahl zum „Vogel des Jahres“ 2021: Hier wurde sie nach dem Rotkehlchen glückliche Zweite. Seit längerem schon sind Rauch- und Mehlschwalben aber dafür bekannt, in ihrem Bestand stark abgenommen zu haben. Waren beide Arten jahrhundertelang ganz selbstverständliche Mitbewohner in unseren Dörfern und Städten, gehen gerade hier die für sie geeigneten Nistmöglichkeiten immer mehr zurück und sind die Vögel immer seltener am Himmel zu beobachten. In Niedersachsen ist die Rauchschwalbe gefährdet, die Mehlschwalbe steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste Niedersachsens und Bremens. Der Bestand der Rauchschwalben ist seit 1985 von 200.000 Paaren auf 105.000 Paare gesunken, der Mehlschwalbenbestand sank von 100.000 Paaren auf nur noch 80.000. 

Erste Rauchschwalben sind seit Ende März bereits zurückgekehrt, Mehlschwalben folgen in der Regel ab Mitte April. „Nun besteht also wieder die Gelegenheit, den Sommerboten mit Nisthilfen, Lehmpfützen und insektenreichen Gärten zu helfen“, ruft Matthias Freter vom NABU Niedersachsen dazu auf, den Schwalben unter die Flügel zu greifen. „Im vergangenen Jahr 2020 haben erneut über 400 Naturfreundinnen und -freunde den Schwalben mit Nisthilfen eine sichere Heimat geboten, insgesamt wurden in Niedersachsen damit bereits über 4.900 ‚Schwalbenfreundliche Häuser‘ ausgezeichnet.“ Die Kulturfolger fühlen sich in einer von Menschen geprägten Umgebung grundsätzlich wohl, dennoch ist es notwendig, ihnen gute Nisthilfen und -bedingungen anzubieten, da natürliche Brutstandorte mittlerweile selten geworden sind. 

Brutplätze sind schwer zu finden 

Die Mehlschwalbe, erkennbar an ihrem leuchtend weißen Bürzel und Bauch sowie dem tief gekerbten Schwanz, ist vor allem Stadtbewohnern wohl bekannt: Sie baut ihre fast geschlossenen Nester an rau verputzte Hauswände oder unter geschützten Dachvorsprüngen. Dabei nutzen Schwalben als ortstreue Tiere gerne alte vorhandene Nester und bessern sie mit frischem Lehm wieder aus. In Städten fehlen jedoch oft Lehmstellen als Baugrundlage. „Offene, feucht gehaltene Bodenstellen helfen den Schwalben, ihre alten Nester zu ersetzen“, erklärt Freter. „Wo dies nicht möglich ist, können unter Vorsprüngen in mindestens 2,5 Meter Höhe Kunstnester angebracht werden.“ 

Rauchschwalben, die über ihre braunrote Färbung von Kehle und Stirn sowie dem metallisch glänzenden Gefieder gut erkennbar sind, fühlen sich eher in ländlichen Regionen wohl und bevorzugen Balken oder Mauervorsprünge in Ställen, Scheunen oder Carports. Leider bleiben die notwendigen Einflugluken nach Renovierungen zunehmend verschlossen oder sind bei Neubauten gar nicht erst vorhanden. „Viele Lager und Ställe müssten zumindest in der warmen Jahreshälfte nicht komplett verschlossen sein, eine Einflugluke reicht Rauchschwalben bereits aus. Außerdem gefährden sie unsere Gesundheit nicht und sind Vertilger lästiger Fliegen und Mücken“, erläutert Matthias Freter. 

Schwalben kann geholfen werden 

Wer Garten, Hof oder Wiese besitzt, kann zur Unterstützung des Nestbaus Lehmpfützen anlegen. Rauch- und Mehlschwalben formen aus Lehm, Ton oder schlammiger Erde mithilfe ihres Speichels kleine Kügelchen, aus denen sie neue Nester bauen oder alte Nester ausbessern. Schon im April bietet es sich an, die Lehmpfützen anzulegen und über den ganzen Sommer hinweg feucht zu halten. 

Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ hofft der NABU Niedersachsen auch in Zukunft dazu beizutragen, die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. „Menschen, die sich für Schwalben engagieren und an ihren Häusern dulden, können sich jederzeit für die Auszeichnung mit einer Plakette und Urkunde ‚Schwalbenfreundliches Haus‘ bewerben, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhof oder Fabrikgebäude handelt“, lädt Matthias Freter Interessierte zur Teilnahme ein. 

Hintergrund „Schwalbenplakette“ 

Wer den Schwalben in Niedersachsen ebenfalls Unterschlupf gewährt und Interesse an der Auszeichnung hat, der kann sich beim NABU melden. Per E-Mail oder Post kann man sich mit einem ausgefüllten Antrag für die beliebte Plakette bewerben. Diesen kann man entweder im Internet unter www.NABU-niedersachsen.de/schwalben herunterladen oder einfach beim NABU Niedersachen per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! anfordern. Auch ein kleines Info-Paket, bestehend aus einer umfangreichen Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art sowie der reich bebilderten Broschüre „Vögel im Garten“, kann gegen Einsendung von 5 Euro angefordert werden beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vögel im Garten“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.

Foto: NABU