Landkreis Holzminden (red). Der Landkreis Holzminden steht beim Wohnen vor großen Herausforderungen: Rund 24.300 Wohnungen sind älter als 55 Jahre und stammen aus der Zeit vor 1970 – das entspricht 65 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes. Viele dieser Gebäude sind sanierungsbedürftig. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts hervor, das im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) die Lage auf dem regionalen Wohnungsmarkt analysiert hat.
Alter Wohnungsbestand und sinkende Erwerbsquote
Die Studie zeigt deutlich: Der Kreis Holzminden hat ein Altersproblem – nicht nur demografisch, sondern auch beim Wohnen. Laut Institutsleiter Matthias Günther wird die Zahl der Erwerbsfähigen in den kommenden 15 Jahren um rund 16 Prozent auf nur noch 32.400 Menschen sinken. Gleichzeitig steigt die Zahl der Rentnerinnen und Rentner auf rund 17.400 Personen, das entspricht knapp 29 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2040.
„Wer künftig im Handwerk oder in der Pflege arbeiten soll, muss auch wohnen können – und zwar bezahlbar und in angemessenen Verhältnissen“, so Günther. „Dafür brauchen wir dringend mehr sanierte und seniorengerechte Wohnungen.“
Sanierung und Neubau stocken
Neben der Modernisierung des alten Bestandes sei auch der Neubau nötig. Zwar stehen etwa 2.100 Wohnungen seit einem Jahr oder länger leer, doch viele davon ließen sich wirtschaftlich nicht mehr sanieren. „Hier hilft oft nur der Abriss und ein anschließender Neubau“, betont Günther.
Doch genau hier liege das Problem: „Sanierungen und Neubauten laufen im Landkreis Holzminden derzeit nur mit angezogener Handbremse.“ Bundesweit müsse mehr getan werden, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln – schnell und unkompliziert.
Forderung nach günstigerem Baugeld und weniger Bürokratie
Als wichtigste Maßnahme nennt das Pestel-Institut ein Zinsprogramm des Bundes: „Baugeld sollte höchstens zwei Prozent Zinsen kosten. Das würde viele private Bauherren und Investoren wieder in die Lage versetzen, Altbauten zu sanieren oder neue Wohnungen zu errichten“, so Günther.
Auch der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel fordert entschlossenes Handeln. Präsidentin Katharina Metzger kritisiert: „Von dem versprochenen Wohnungsbau-Turbo ist nichts zu spüren. Die Bundesregierung muss jetzt schnell für klare Anreize sorgen.“
Kritik an überzogenen Auflagen
Sowohl Pestel-Institut als auch BDB plädieren für eine Vereinfachung der Bauvorschriften. „Deutschland muss wieder einfacher bauen“, sagt Günther. „Wenn der Bund die Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre zurücknehmen würde, könnten auch im Landkreis Holzminden wieder deutlich mehr Wohnungen entstehen.“
Überzogene Energiesparvorgaben hätten die Baukosten unnötig in die Höhe getrieben, so Metzger. „Sie haben für die Umwelt wenig gebracht, aber das Wohnen massiv verteuert.“
Foto: Pestel-Institut