Stadtoldendorf (red). Es war wahrlich kein Tag wie jeder andere für alle Beteiligten im gerade abgelaufenen Sommer. Für den Wangelnstedter Willi Kreykenbohm nicht, der auf der Fahrt nach Stadtoldendorf am Lenkrad einen Herzinfarkt bekam und sich infolgedessen mit seinem Auto überschlug. Für den Motorradfahrer Thomas Hartmann nicht, der bei einer Ausfahrt seinen freien Tag genießen wollte und zum Lebensretter wurde. Und für den Notfallsanitäter René Quitt auch nicht, der bei seiner Ankunft mit dem Rettungswagen nur wenige Minuten später feststellen konnte, dass Hartmann Kreykenbohm nach allen Regeln der „Ersthelferkunst“ bereits wiederbelebt hatte und auch anschließend weiter hochprofessionell Hilfe geleistet hat. Hartmanns beherztes und erfolgreiches Eingreifen ist ein beeindruckendes Beispiel von gelebter Zivilcourage. Grund genug für Landrat Michael Schünemann, alle Beteiligten noch einmal ins Kreishaus einzuladen und den mutigen Retter für seinen selbstlosen Einsatz entsprechend zu würdigen. 

Sowohl im Rettungsdienst als auch im Holzmindener Krankenhaus, wohin der erstversorgte Kreykenbohm gebracht wurde, hatte der Fall für Furore gesorgt. Denn dass ein Ersthelfer spontan wirklich alles richtig macht und damit ein Leben rettet, kommt nicht allzu oft vor. René Quitt, der das professionelle Eingreifen Hartmanns vor Ort miterlebt hat, geht sogar so weit, zu sagen, dass er seine Ausbildung zum Rettungssanitäter und die Weiterbildung zum Notfallsanitäter eigentlich nur deshalb gemacht habe, um so eine Situation erleben zu dürfen. Und auch die anschließend im Holzmindener Krankhaus die medizinische Versorgung übernehmenden Ärzte des Agaplesion Krankhauses, Dr. Philipp Theiler sowie Dr. Jan Körfer als Leiter der Kardiologischen Abteilung sind des Lobes voll. „Alle Retter sind in so einem Fall wie die Glieder einer Kette“, stellt Jan Körfer fest. In diesem Fall habe wirklich alles zusammengepasst, sodass Willi Kreykenbohm alles wunderbar überstanden habe, meinte der Leiter der Kardiologischen Abteilung des Krankenhauses.

Dabei hatte Thomas Hartmann sich beim Vorbeifahren an der Unfallstelle noch gefragt, ob er überhaupt noch eingreifen müsse. Halte ich an oder nicht? Diese Frage habe er sich gestellt, als er mit seinem Motorrad unterwegs gewesen sein, erzählt der 47-jährige Forstwirt aus Osterwald bei Salzhemmendorf im Kreishaus. Schließlich seien schon zwei Personen an der Unfallstelle gewesen, es schien also so, als kümmerten sich schon genug helfenden Hände. Hartmann entschied sich schließlich doch anzuhalten. Er half unmittelbar danach, das nicht mehr ansprechbare Unfallopfer aus seinem Auto herauszuholen. Auch zu dritt sei das keine einfache Angelegenheit gewesen, beschreibt er das Geschehen. Er habe sofort gesehen, dass da mehr als eine stabile Seitenlage nötig gewesen sei und entsprechend gehandelt. Mit telefonscher Unterstützung aus der Rettungsleitstelle habe er dann mit Wiederbelebungsversuchen begonnen. Als nur wenig später der Rettungswagen selbst eintraf, hatte er Willi Kreykenbohm bereits zurück ins Leben geholt.

Kreykenbohm selbst kommen die Tränen, als er seinem Retter im Kreishaus danken kann. Er selbst habe keine Erinnerung an den Unfall und das weitere Geschehen, sagt der 68-Jährige. Aber dass Thomas Hartmann ihm ein zweites Leben geschenkt habe, da ist er sich ganz sicher.

Für Landrat Michael Schünemann und Rettungsdienstleiter Carsten Krüger, die beide, nachdem sie von dem Ereignis erfahren hatten, sofort einen Termin für eine Ehrung mit dem Lebensretter machen wollten, ist neben der Danksagung an Hartmann selbst vor allem aber auch das Signal einer solch gelungenen Hilfe wichtig. „Dieser Fall zeigt, dass es sich lohnt, nicht vorbeizufahren, sondern zu helfen, wenn etwas passiert“, appellieren der Landrat und der Rettungsdienstleiter unisono an die Bevölkerung.

Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden