Kreis Holzminden (r). Die Folgen des Klimawandels sind keine Fragen der Zukunft, sie stellen sich im Hier und Jetzt. Es geht nicht nur um schnellstmögliche CO2-Reduzierungen, sondern auch darum, wie den bereits wahrnehmbaren Veränderungen wirksam begegnet werden kann. Das Bundesumweltministerium (BMUV) hat entsprechende Fördermittel für konkrete Planungen bereitgestellt, sowohl der Landkreis Holzminden als auch die Städte Hameln und Bad Pyrmont haben sich erfolgreich mit entsprechenden Anträgen beworben. Bundesweit gehören sie damit zu den ersten Kommunen überhaupt, die das Thema Klimaanpassung mit Unterstützung der Bundesregierung angehen. Grund genug für Dr. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, den Förderbescheid persönlich zu überreichen. Als Ort für die Übergabe wurde der Weserkai in Heinsen ausgewählt, keineswegs zufällig, denn wohl nirgendwo sonst in der Region lassen sich die bereits eingetretenen Klimaveränderungen und der damit verbundene Handlungsbedarf offensichtlicher ablesen als dort.

Konkret wird mit den jeweils 90-prozentigen Förderungen durch das Bundesumweltministerium über zwei Jahre hinweg nicht irgendeine Einzelmaßnahme finanziert, denn die wäre am Ende nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit der Bezuschussung soll ein komplettes Konzept von einem neu einzustellenden Klimaanpassungsmanager erarbeitet werden, mithilfe dessen die jeweiligen Handlungsbedarfe frühzeitig identifiziert und mit entsprechenden nachhaltig wirkenden Maßnahmen gegengesteuert werden soll.

Vonseiten der Kommunen waren Kreisbaurat Ralf Buberti in Vertretung des Landrates für den Landkreis Holzminden gekommen, für die Städte Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese und sein Erster Stadtrat Hermann Aden bzw. für Bad Pyrmont deren Bürgermeister Klaus Blome und sein Erster Stadtrat Guido Sievers. Unabhängig davon, dass in den Städten künftig im Detail vielleicht andere Prioritäten gesetzt werden müssen als in einem ganzen Landkreis, bedarf es dringend überhaupt der Entwicklung von spezifischen Klimaanpassungskonzepten. Darin sind sich alle kommunalen Spitzenkräfte mit der Staatssekretärin einig.

Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann: „Die Klimakrise fordert alle Kommunen und Landkreise in Deutschland heraus. Starkregen, lange Hitzeperioden und anhaltende Trockenheit machen auch den Menschen in Bad Pyrmont, Hameln und im Landkreis Holzminden zu schaffen. Die jeweiligen Folgen der bisherigen Extremwetterereignisse zeigen: Jede Region wird unterschiedlich auf die Risiken der Klimakrise reagieren müssen. Um die Kommunen und die Landkreise dabei zu unterstützen, fördert das BMUV den Einstieg ins kommunale Klimaanpassungsmanagement auch mit Mitteln für Klimaanpassungsmager*innen. Ob Wasseringenieur*in, Sozialwissenschaftler*in oder erfahrene Landschaftsbauer*in – mit der Förderung des Bundes können Kommunen die Fachleute einstellen, die sie brauchen.“

Wie vielfältig die Auswirkungen sich bemerkbar machen, unterstrich Ralf Buberti schon eingangs bei seiner Begrüßung. „Für uns wachsen die Aufgabengebiete, die durch den Klimawandel entstehen, nahezu täglich“, erklärt der Kreisbaurat. Er führte als Beispiel dafür den Weserkai in Heinsen selbst an, dessen zwingend notwendige Erneuerung wegen dauerhaft niedriger Wasserstände der Weser ein gutes Beispiel für solch veränderte Bedingungen sei. Noch deutlicher, so Buberti, mache das der Kapenberg mit seinen durch die Trockenheit in Mitleidenschaft gezogenen Baumbeständen auf der gegenüberliegenden Weserseite. Als Folge davon bleibt eine Straße über Jahre hinweg gesperrt, für den touristisch hochattraktiven Weserradweg konnte das nur mit viel Mühe vermieden werden. „Das zeigt, dass es jetzt darauf ankommt, proaktiv Lösungen zu finden, um im Alltag mit künftigen Veränderungen leben zu können.“

„Die Starkregenereignisse im Ahrtal im vergangenen Jahr und die Trockenheit in diesem Sommer machen mehr als deutlich, dass der Klimawandel auch in Deutschland angekommen ist. Es ist nun an der Zeit, dass wir die Folgen möglichst begrenzen“, betont auch Hamelns Erster Stadtrat Herrmann Aden. „Der Klimaanpassungsmanager wird sich in Hameln insbesondere um die Vorsorge von Extremwetterereignissen kümmern und soll langfristig das Mikroklima in der Stadt zum Beispiel durch mehr Begrünung verbessern“, macht Aden die künftigen Inhalte des zu erarbeitenden Anpassungskonzeptes bereits konkreter. Bad Pyrmonts Bürgermeister Klaus Blome sieht vor allem den Bevölkerungsschutz als ein wichtiges Ziel für das zu entwickelnde Klimaanpassungskonzept: „Die Stadt Pyrmont wird sich klimaangepasst als Wohnort und als Kur- und Heilbad weiterentwickeln. Die Risiken der Folgen von Hangwasser und Überschwemmungen durch Starkregen sowie von Sturm und Hitze sind auch angesichts der Struktur des Alters unserer Bevölkerung und der Gesundheit und Erholung suchenden Gäste zu mindern.“ Er wie alle anderen kommunalen Vertreter hoffen darauf, dass ein(e) Klimaanpassungsmanager*in die örtlichen Auswirkungen des Klimawandels so zu identifizieren und zu gewichten weiß, dass ihnen nachhaltig durch geeignete Maßnahmen begegnet werden kann.

Staatssekretärin Bettina Hoffmann nahm sich beim Lokaltermin auch noch die Zeit, sich während einer Überfahrt über die Weser einzelne schon identifizierte Problematiken von lokalen Experten noch einmal genauer erklären zu lassen.

Foto: Drews/ Landkreis Holzminden