Auf der Kreistagssitzung am 19.7.2021 hat der Kreistag mit allen Stimmen der CDU/Teilen der SPD und UWG beschlossen, die Haupt- und Realschule Eschershausen zum Schuljahr 22/23 zu schließen. Die Schüler/Schülerinnen, die in diesem Jahr an unserer Schule eingeschult werden, können ihren Schulabschluss im Schuljahr 26/27 hier vor Ort machen. Weiter sieht der Beschluss vor, eine Elternbefragung zur IGS in „Stadtoldendorf“ im Oktober durchzuführen. Es steht zu befürchten, dass die Eltern nicht in ausreichender Zahl für eine 4-zügige IGS im Sekundarbereich I in Stadtoldendorf stimmen werden. Das bedeutet dann aber auch, dass keine Oberstufe (Sekundarbereich II) in Eschershausen aufwachsen kann. Das bedeutet wiederum, dass Eschershausen ab dem Schuljahr 27/28 keine Schule weder im Sekundarbereich I noch im Sekundarbereich II hat. Da vermutlich die Schülerzahlen in Stadtoldendorf für eine IGS nicht erreicht werden, behält Stadtoldendorf seine OBS mit einem Neubau oder saniertem Gebäude, so wie von den entscheidenden Personen der CDU auf Kreis- und Stadtebene Stadtoldendorf im Stillen geplant war. Diese Politiker haben ihren Bürgern einen Bärendienst erwiesen. Die Vermutung liegt nahe, Eschershausen noch weiter in den Hintergrund drängen zu wollen. Die Spaltung der Samtgemeinde wird größer, nicht kleiner. 

Weiter stellt sich die Frage, warum das Gebäude und die Räume der Haupt- und Realschule, die baulich, energetisch und vielen anderen Bereichen auf neuesten Stand sind, die jährlichen Unterhaltungskosten mit Bevern die niedrigsten sind, nicht weiter genutzt werden sollen und in Stadtoldendorf ein hoher finanzieller Aufwand für die Sanierung oder den Neubau einer Schule betrieben werden müsste. Weil die Stadt Eschershausen aus Kostengründen nicht bereit war, dem Landkreis eine finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, im Gegensatz zu Stadtoldendorf, die ein Grundstück kostenfrei zur Verfügung stellen würden. Die Folgen für die fusionierte Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf sind vielen Bürgerinnen und Bürgern noch gar nicht so recht bewusst. Eschershausen verliert seine Schule, Stadtoldendorf behält sie – egal ob IGS oder OBS. Die Attraktivität für junge Familien wird drastisch sinken, denn einem Ort ohne Schule im Sekundarbereich I fehlt eine entscheidende, notwendige und zukunftsgerichtete Grundlage. 

Meines Erachtens wurden im Zuge dieser Schuldiskussion Fehler von entscheidender Bedeutung gemacht. Eine Elternbefragung, ob sie eine IGS möchten, nach dem Kreistagsbeschluss zu fällen, wenn der Standort vorher festgelegt worden ist, bedeutet, dass die Eltern keine Standortauswahl, sondern nur die Frage der Schulform bekommen. Sollte der Fragebogen zum Thema Schule nicht dann noch die Möglichkeit beinhalten, die Eltern nach dem Standortwunsch zu befragen? Da dem Beschluss nach zur Folge zwar die Elternumfrage kreisweit durchgeführt werden soll, stellt sich mir die Frage, wer möchte denn schon gern aus Bodenwerder, Delligsen oder Bevern in eine IGS nach Stadtoldendorf fahren, wenn entweder ihre eigene Schule erhalten bleibt bzw. die Schule in Holzminden entfernungsmäßig näher gelegen ist. In Salzhemmendorf gibt es eine KGS, in Hameln weitere gute Schulangebote. Also ist nicht zu erwarten, dass Schüler aus Bodenwerder nach Stadtoldendorf fahren. In Delligsen sieht es mit Duingen und Alfeld ähnlich aus. Schon heute verlassen viele Schüler nach der Grundschule ihre Heimatschulen zum Beispiel aus Eschershausen und Stadtoldendorf in Richtung Dassel. Diese Schülerflucht wird sich mit nur einer IGS in Stadtoldendorf und an einem Standort aller Voraussicht nach, nicht ändern bzw. verbessern. Hier wurde wiederum versäumt eine IGS mit zwei Standorten zu ermöglichen. Warum sollte es nicht machbar sein, die Klassen 5 – 7 an einen Standort und die Klassen 8 – 10 an einen anderen Standort zu vergeben? Weil es nicht gewollt war oder es mit großem Aufwand für die Lehrer verbunden gewesen wäre? Oftmals war zu hören, dass es an der Attraktivität der Schulen im Kreis mangelt. Mit einer IGS, wenn auch an zwei Standorten, wäre dieses Problem verkleinert worden und vielleicht auch junges, neues Lehrerpotential hinzugewonnen worden. Außerdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es zwischen Delligsen und Duingen kreisübergreifend eine Zusammenarbeit zweier Schulen gibt. Also kann man davon ausgehen, dass die Schülerzahlen für eine vierzügige IGS nicht ausreichend sein werden. Das bedeutet wiederum, keine IGS in der Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf, keine Schule mehr in Eschershausen – aber eine OBS in Stadtoldendorf!! 

Was wollte man eigentlich mit dieser Schuldiskussion erreichen? Man wollte eine neue Schulform mit einem ausgezeichneten Schulangebot in neuen Räumen bekommen und somit attraktiver für Schüler und Lehrer werden, um die schon jahrelang anhaltende Schulflucht in andere Kreise zu verhindern. Das Ergebnis wird, ohne Prophet zu sein, dass dieses Vorhaben nicht erfolgreich enden wird, aber nicht nur das Ergebnis, nein auch der Weg zur Entscheidungsfindung, denn letztendlich haben die Eltern das entscheidende Wort, und nicht nur beim Ort und Art der Schule, sondern auch bei der anstehenden Kommunalwahl. 

Als Ratsherr und betroffener Bürger der Stadt Eschershausen bin ich über die Entscheidung des Kreistages, vom Inhalt und vom Weg her zur Entscheidungsfindung im Sinne der betroffenen Eltern, Schüler und Lehrer zutiefst enttäuscht. Meines Erachtens wurde den Eltern eine entscheidende Mitwirkungsmöglichkeit genommen, indem der Ort nunmehr feststeht und nur noch über die Schulform entschieden werden darf. Hier hätte ich mir mehr die sogenannte „Basisdemokratie“ gewünscht, aber der jetzige Kreistag und seine Abgeordneten wollten das Schulthema noch in dieser Legislaturperiode unbedingt durchboxen. Wem hätte es geschadet, wenn diese Entscheidung nach Einholung des Elternvotums dem neuen Kreistag überlassen worden wäre? Vielleicht wären dann die Kirchtürme in allen beteiligten Kommunen, einschließlich deren neuen Volksvertretern etwas niedriger geworden und eine faire Entscheidung für alle Betroffenen möglich gewesen. Hier haben die Abgeordneten nicht richtig gehandelt. Aber wie schon erwähnt, werden die Bürger und Eltern sprich die Wähler am 12. September ihre Wahl treffen und vielleicht dieses Mal anders als die jetzigen Kreistagsabgeordneten erwarten. Noch zählt das Wählervotum und ist das höchste Gut unserer Demokratie. Der Bürger lässt sich nicht mit einem Nasenring durch die Manege führen. Er erwartet in so eminent wichtigen Fragen und Entscheidungen mitgenommen zu werden. Hier hat die Politik auf Kreisebene versagt! 

Friedhelm Bandke 
Eschershausenn

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