Holzminden (haa). „Es ist ein Bekenntnis zu unserem Standort“, betonte Reiner Zinnecker, kommissarischer Werksleiter der Glashütte in Holzminden. Die alte Wanne habe dank intensiver Pflege ganze 24 Jahre gehalten – nun sei es jedoch Zeit für eine Neue gewesen: größer, effizienter und nachhaltiger sollte sie sein. Gestern feierte die Belegschaft von O-I Germany gemeinsam mit den beteiligten Baufirmen die Einweihung der neuen Glasschmelzwanne. Mit dem Setzen des letzten Steins sei ein wichtiger Schritt in Richtung moderne Glasproduktion getan worden.
Das Besondere an der neuen Wanne: Zum Einsatz kommt die Optimelt-TCR-Technologie der Firma Linde – ein Verfahren, bei dem die heißen Abgase aus dem Schmelzprozess in einem Reformer zu Syngas umgewandelt werden. Auf diese Weise könnten laut Unternehmen 20 bis 25 Prozent des Gasverbrauchs eingespart, CO₂-Emissionen reduziert und die Energieeffizienz gesteigert werden – ohne dass die Qualität des Glases darunter leide: „Gas bleibt ein Teil des Prozesses, doch die neue Technik reduziert den Verbrauch erheblich“, erklärte Christoph Zwar, stellvertretender Werksleiter.
Für den aufwendigen Neubau habe die Glashütte eng mit der portugiesischen Firma Lizmontagens zusammengearbeitet, die auf den Bau von Glasschmelzwannen spezialisiert ist. Der gesamte Prozess habe rund drei Jahre gedauert - denn: Die Steine für die Wanne würden speziell angefertigt und müssten den enormen Belastungen während des Schmelzvorgangs standhalten. „Jede Wanne ist ein Unikat“, betonte Zwar. Verwendet wurden unter anderem Feuerfeststeine, die Temperaturen bis zu 1600 Grad Celsius aushielten, mechanisch stabil seien und sich auch bei großer Hitze nicht verformen oder schmelzen. Verbunden werden sie mit einem speziellen Mörtel – eine Art hitzebeständiger, chemisch stabiler Kleber.
Die neue Anlage bringe eine beachtliche Schmelzleistung von über 130 Tonnen pro Tag mit sich. Das bedeute, dass täglich mehr als 130 Tonnen Glas verarbeitet werden könnten – ein Zeichen für die gesteigerte Effizienz der Anlage.
Normalerweise würden Glasschmelzwannen nach etwa 16 Jahren erneuert, da sich die Steine mit der Zeit abnutzten. „In Holzminden hat sie dank guter Pflege deutlich länger durchgehalten“, erklärte Zwar. Mitte Februar sei die alte Wanne schließlich abgerissen worden. Nun fehle nicht mehr viel – im Juli solle die Produktion wieder anlaufen.
Ein besonderer Moment bei der Einweihung: Projektleiter Andreas Streicher setzte den letzten Stein ins Gewölbe. Gemeinsam mit Mitarbeitenden von Lizmontagens, Zwar und Zinnecker wurde auf die erfolgreiche Fertigstellung angestoßen. Zwar dankte allen, die an Bau und Inbetriebnahme beteiligt gewesen seien – insgesamt hätten über 50 Firmen und rund 500 Menschen zum Gelingen beigetragen.
„Zum Glück hat das Wetter mitgespielt“, hob Zinnecker hervor. Da im Zuge der Arbeiten auch das Dach erneuert werden musste, sei die Baustelle über Wochen offen gewesen. Daher seien die Beteiligten über die stabilen Witterungsbedingungen sehr glücklich gewesen.
„Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland – und zu Holzminden“, erklärte Zinnecker abschließend. Das Unternehmen wolle vor Ort bleiben und hier in die Zukunft investieren. Oder, wie Christoph Zwar es formulierte: „Für gutes Glas und langes Glück.“
Foto: Sophia Haasper