Hildesheim/Holzminden (red). Nach dreijähriger Corona-Pause richtete die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen zum achten Mal endlich wieder eine Meisterfeier für die handwerklichen Betriebsinhaber und Führungskräfte von morgen aus. Insgesamt 950 Angehörige und Gäste aus Politik, Wirtschaft und Handwerk feierten die Helden des Alltags, die in den vergangenen Monaten ihre Meisterprüfung abgelegt haben. Die Veranstaltung fand erstmals in der Volksbank Arena in Hildesheim statt.

Ina-Maria Heidmann, Hauptgeschäftsführerin der Kammer, begrüßte mit einem neuen Slogan aus der Imagekampagne des Handwerks. „Fürs Klima auf die Straße gehen, aber nicht ins Handwerk. So lange Eltern ihren Kindern eintrichtern, dass ausschließlich ein Studium der Königsweg zu beruflichem Erfolg ist, sind provokante Kampagnen und große, würdevolle Festveranstaltungen, wie sie auch Universitäten austragen, der einzige richtige Weg. Wir brauchen eine Bildungswende“, so Heidmann.

Meister im Landkreis Holzminden

  • Natalie Boldt, Holzminden, Friseur 
  • Mara-Lou Hoppe, Dielmissen, Friseur
  • Franziska Athanasiou, Lüerdissen, Friseur
  • Kai Kaufhold, Lüerdissen, Metallbauer
  • Max Müller, Bevern, Kraftfahrzeugtechniker

Handwerkskammerpräsident Delfino Roman hob angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen die Bedeutung des Handwerks hervor. „So behutsam wie die Politik gerade mit der Energiesicherheit umgeht, das verlangen wir, sollte sie auch mit dem Handwerk umgehen. Handwerk ist Daseinsvorsorge, denn Handwerk deckt die Primärbedürfnisse des Menschen ab: essen, schlafen, vier Wände, Wärme, Dach über dem Kopf“, so Roman. Gleichstellung beginne mit gleicher Behandlung. Dies machte der Präsident auch an der Förderung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung durch das Land und den Bund fest. Im Gegensatz zu Hochschulen und Universitäten, die großzügig Förderungen erhalten, müsse das Handwerk als Bittsteller auf die Knie fallen. „Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Wer soll denn morgen Wärmepumpen und Solaranlagen installieren und die Stromversorgung sicherstellen? Allein mit Akademikern werden wir die Zukunft Deutschlands nicht bauen können“, so Roman weiter. Auch bei staatlichen Entlastungspaketen zur Abfederung der hohen Gas- und Stromkosten dürfe die Bundesregierung das Handwerk nicht wieder übersehen. Beim dritten Energieentlastungspaket sei aber genau dies erneut passiert.   

Der Höhepunkt des Abends war die feierliche Übergabe der Meisterbriefe an 212 Jungmeisterinnen und Jungmeister des Handwerks aus insgesamt 11 Gewerken. Zu jedem einzelnen Gewerk gab es vor der Übergabe der Briefe durch Präsident Roman ein passendes Kurzvideo. In den Videos sagen Menschen, darunter ein Polizist, eine Altenpflegerin und eine Krankenschwester: „Danke, dass ihr für uns da seid“. Sie alle stellen mit Bezug zu ihrem Beruf dar, weshalb es ohne Handwerksmeister und Gesellen nicht funktioniert: ein Krankenhaus ohne Elektrizität, die Polizei ohne Streifenwagen, eine Schule ohne Heizung, Barrierefreiheit ohne Metallbau, wieder hören können ohne Hörhilfe – alles undenkbar ohne die Helden des Alltags.

Das letzte Wort des Abends hatte Jan Fischer aus Bockenem, frischgebackener Maurer- und Betonbauermeister, der im Namen seines Jahrganges die zurückliegende Zeit zusammenfasste. „Die Meisterschule war eine intensive Zeit für uns alle. Den Meistertitel bekommt man eben nicht geschenkt. Und das ist absolut richtig so. Ein Meisterbetrieb hat mal eben locker die Verantwortung für ein halbes Dorf – denn an den Arbeitsplätzen hängen Kaufkraft, Steuern, Sozialversicherungen und ganze Existenzen“, so Fischer.

Foto: Tim Hondke/HWK