Hildesheim (mm). Am gestrigen Samstagabend hieß es Abschied nehmen vom Lokalmatador Omar Siala. In der Hildesheimer Halle 39 bestritt der Hamelner, welcher mittlerweile in Hildesheim lebt, seinen 71. und zugleich letzten Profikampf. Nach zehn Runden stand mit dem Punktsieg gegen den Tschechen Miroslav Serban der Titelgewinn des WBF Ehren-WM-Gürtel im Superweltergewicht fest.
Bereits ab 17 Uhr flogen bei der zweiten Auflage von Hildesheim boxt die Fäuste. Im Vorprogamm wurde den Zuschauern Amateuerbox- und Kickboxkämpfe, unter anderem mit Kämpfern der Hildesheimer Körperschmiede, geboten. Schon bei diesen Kämpfen war das Publikum lautstark mit dabei, sodass man sich auf die Kämpfe der Lokalmatadoren Omar Siala und Rostam Ibrahim im späteren Verlauf des Abends freuen durfte.
Den ersten Kampf im Hauptprogramm war ein Amateurkampf, den der Holzmindener Jamal Ibrahim geleitet hat. Es trafen Sherif Gariba (Pat Club Bielefeld) und Marvin Rachut (Farih Gym Hildesheim) aufeinander. Nach einer sehr interessanten ersten Runde mit Treffern auf beiden Seiten, ließ der Hildesheimer Marvin Rachut in der zweiten Runde einen Niederschlag folgen. Auch in der letzten Runde schenkten sich die beiden Kämpfer nichts. Nach Punkten stand mit dem Marvin Rachut der Sieger des Kampfes fest.
Den ersten Profikampf des Abends bestritten der Debütant Sven Constantin und Ilias Essaoudi im Superweltergewicht. Sven Constantin ist kurzfristig eingesprungen und präsentierte sich in der ersten Runde gegen seinen erfahrenen Gegner gut. Ilias Essaoudi fand in der zweiten Runde besser in den Kampf und konnte mit Körpertreffern gleich zwei Niederschläge erzwingen. Sven Constantin rappelte sich wieder auf und rettete sich in die dritte Runde, in welcher Ilias Essaoudi mit zwei weiteren Niederschlägen den K.O.-Sieg perfekt gemacht hat.
Vom Powerhouse Hannover war Eldar Bagirov angereist, um seinen zweiten Profikampf zu bestreiten. Nach dem Debütsieg in Holzminden bekam es Bagirov dieses Mal mit dem erfahrenen Octavian Gratii aus Moldawien zutun. Nach einer verhaltenen ersten Runde steigerte sich der Kämpfer aus der Landeshauptstadt und landete viele gute Hände. Immer wieder saßen Körper- und Kopftreffer, aber Gratii bewies über die vollen sechs Runden seine Nehmerqualitäten. Dass es eine deutliche Angelegenheit war, zeigten auch die Punktzettel, auf denen Eldar Bagirov jede einzelne Runde gewonnen hat. Somit durfte sich der Schützling von Reza Zahirinasab und Artur Mann über seinen zweiten Sieg im zweiten Profikampf freuen. Im Anschluss an den Kampf nahm WBF-Geschäftsführer Chris Rösen noch eine Ehrung vor. So wurde Artur Mann, der zugleich amtierender WBF-Weltmeister im Cruisergewicht ist, für den besten Kampf des Jahres ausgezeichnet.
Richtig stimmungsvoll ging es bei dem Kampf vom Lokalmatador Rostam Ibrahim gegen Frank Rojas aus Venezuela zu. Von Beginn an war das Publikum da und verwandelte die Halle 39 in einen Hexenkessel. Rostam Ibrahim machte kurzen Prozess und beendete den Kampf in der ersten Runden schon nach 54 Sekunden mit einem harten Kopftreffer.
Nach einer Pause war es dann schließlich soweit. Der letzte Kampf von Omar Siala stand auf dem Programm. Zunächst betrat der Tscheche Miroslav Serban den Ring, ehe ein letztes Mal die Einlaufmusik von Omar Siala ertönte und der Lokalmatador sich auf den Weg in den Ring machte. Nach den Nationalhymnen von Tschechien und Deutschland flogen im Ring die Fäuste. Nach einer interessanten ersten Runde übernahm Siala mit vielen Körpertreffern angefeuert mit „Omar-Sprechchören“ immer mehr die Kontrolle über den Kampf. Siala drängte seinen Gegner in die Ringecken und raubte ihm mit Schlägen den Atem, aber Serban blieb stehen.
In der vierten Runde ging Serban nach einer Körper-Kopf-Kombi dann doch zu Boden. Siala ging aber nicht auf den K.O. und verfolgte mit kontrolliertem und sauberem Boxen die mit Trainer Christian Unger ausgearbeitete Strategie. Serban ging in der achten Runde ein weiteres Mal zu Boden. Der Tscheche bewies Nehmerqualitäten und machte weiter. Nach den vollen zehn Runden waren sich Punktrichter einig, sodass bei der Urteilsverkündung Omar Siala als Sieger des Ehren-WM-Gürtel im Superweltergewicht ausgerufen werden konnte. Im Anschluss an den Kampf bedankte sich Siala beim Publikum, seinen Unterstützern und insbesondere seiner Familie, die ihn über die vielen Jahre immer wieder unterstützt hat. Im Anschluss stand der Champ für das Publikum für Fotos bereit.
Im Anschluss fand noch die WBF Weltmeisterschaft im Mittelgewicht zwischen dem Deutschen Etem Bayramoglu und dem Engländer Alan Graves an. Die beiden Kämpfer schenkten sich in der ersten Runde überhaupt nichts, wobei Alan Graves die klaren Treffer gesetzt hat. Nach einer ausgeglicheren zweiten Runde, folgte wieder eine Runde, in der Graves mit guten Kopftreffern punktete. Als der Ringrichter die vierte Runde starten wollte, klagte Etem Bayramoglu auf einmal über Schmerzen im Bein und hatte sichtbare Standprobleme. Bayramoglu probierte es, aber letztlich musste der Kampf im Laufe der vierten Runde verletzungsbedingt abgebrochen werden. Somit ist Alan Graves der neue WBF-Weltmeister im Mittelgewicht. Im Anschluss bat Bayramoglu um ein Rematch und Graves schlug ein, sodass dies möglicherweise nicht der letzte Kampf zwischen diesen Kämpfern gewesen sein könnte.
Fotos: mm