Höxter (TKu). Der berühmte Ocean's-Seven-Finisher André Wiersig war am Donnerstagabend zu Gast im Fitnessstudio LangeFit in Höxter. Der IT-Berater aus Paderborn ist der erste Deutsche, der die „Ocean's Seven“ geschafft hat. So nennt sich der Wettbewerb, dessen Teilnehmer sieben Meerengen in aller Welt durchschwimmen müssen. Die längste Strecke, die er bewältigt hat, ist der Kaiwi-Kanal zwischen den Hawaii-Inseln Molokai und Oahu mit 42 Kilometern Länge. Marten und Moritz Lange von Lange.Fit waren ebenso wie Trainer Axel Czech darüber erfreut, den ambitionierten Langstreckenschwimmer für einen Vortrag in Höxter gewonnen zu haben. Nur in Badehose, mit Badekappe, Schwimmbrille und Ohrstöpseln hat der Extremschwimmer André Wiersig die Weltmeere durchquert und die „Ocean's Seven“ bezwungen. Mehr ist nicht zulässig - so sind die Regeln.

Das Wort „bezwungen“, das oft in der Presse verwendet wird, mag André Wiersig eigentlich nicht, wie er sagt. Der Ozean mache, was die Natur will - der Mensch könne diese Naturgewalten nicht beherrschen und schon gar nicht bezwingen, sagt der 47-Jährige vor etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörer im Trainingssaal des Fitnessstudios. Bei jeder Durchquerung erlebte Wiersig die Ozeane in seiner vollen Schönheit. Hautnah begegnet sind ihm auf seinen mehrstündigen Reisen Orkawahle, Haie, giftige Quallen oder aber Seelöwen. Der größte Schrecken der Meere sei aber keines gefährliches Meerestier sondern der sei menschengemacht, sagt der Langstreckenschwimmer. Er lernte die harte Realität der Weltmeere kennen, als er sich beim Kraulen den Kopf an einer Europalette stieß oder sich im Wasser in einer Plastikplane verfing. Wiersig hat die Verschmutzung der Ozeane am eigenen Leib erfahren, auch deshalb setzt er sich als Botschafter der Deutschen Meeresstiftung für deren Schutz ein.

Der Extremsportler sieht sich als Teil des Meeres. Seine Missionen sind allerdings nur ein Hobby, das bislang sehr viel Geld und Zeit verschlungen hat. Während seines Vortrages ging der Ocean's-Seven-Finisher auch auf die einzelnen Kosten ein, die ihm bei einer Durchquerung durch die unterschiedlichsten Bedingungen entstanden sind. Er war in Großbritannien, Kalifornien, auf Hawaii, in Schottland, Japan, Neuseeland und Gibraltar: Das alles klingt nach einer schönen Weltreise, die der Familienvater hinter sich hat. Das Gegenteil ist aber der Fall. Bei seinen Durchquerungen ging der Extremschwimmer bis an seine Grenzen und noch darüber hinaus. Nach seiner Anreise bereitete er sich stets auf die Durchquerung vor und blieb auf Abruf, bis die Wetterbedingungen passten. Wenn es jeweils los ging, dann stand da niemand am Strand, der ihn verabschiedet oder ihn bei der Ankunft erwartet hat. Im Ozean war er dann auf sich gestellt, konnte sich aber immer auf sein Team verlassen, dass ihn mit Booten begleitet hat. 42 Kilometer Länge der von ihm „bezwungenen“ Meerenge zwischen den Hawaii-Inseln Molokai und Oahu sind nur die gemessene Luftlinie. Bei den Strömungen, die in den Meeresstraßen herrschen, ist das eher ein gedachter, als ein reeller Wert. In der Tsugaru-Straße beispielsweise, zwischen den japanischen Inseln Honshu und Hokkaido, schwamm Wiersig im Juli 2018 statt der 19,5 Kilometer Luftlinie in Wahrheit gut 42 Kilometer. Für den Kaiwi-Kanal mit seinen 42 Kilometern Länge, benötigte er im Oktober 2015 fast 19 Stunden.

Sowohl physisch wie auch psychisch ist der 47-Jährige an seine Grenzen gegangen. Wiersig ist in Quallenschwärme geraten, wurde von einem Hai umkreist und ist einem Blue Marlin (gefährlicher Raubfisch) begegnet. Einmal schwamm er eine Zeitlang über einem Wal, der unter ihm aufgetaucht war. Am Ende der Veranstaltung stellte André Wiersig sein Buch „Nachts allein im Ozean“ vor, in dem er seine bewegte Reise mit beeindruckenden Bildern erzählt. Die Zuhörer*innen waren begeistert und beeindruckend zugleich von dem, was André Wiersig angetrieben hat.

Fotos: Thomas Kube