Halle (red). In der gut besuchten St.-Petri-Kirche in Halle hat Regionalbischof Friedrich Selter am Sonntag Andreas Litzke zum Pastor ordiniert und ihn in seine erste Pfarrstelle eingeführt. Der 59-Jährige übernimmt die Gemeinden Halle-Heyen und Kirchbrak-Hunzen im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder.
In seiner Predigt würdigte Selter die vielfältige Berufsbiografie des neuen Pastors. „Ich käme heute nicht mehr von der Kanzel herunter, wenn ich auf alle Details Bezug nehmen würde“, sagte er. Litzke seien an wichtigen Weichenstellungen seines Lebens immer wieder Menschen begegnet, die ihn ermutigt hätten. „Sie haben dabei eine wichtige Erfahrung gemacht: Gott leitet uns nicht durch Geisterhand, sondern durch Menschenherz und -hand.“
Selter betonte, dass der Dienst eines Pastors heute im Team mit anderen geleistet werde. „Sie übernehmen Verantwortung, aber nicht allein, sondern im Vertrauen, weiterhin in diesem starken Team auf Augenhöhe zu arbeiten.“ Dazu gehöre auch ein neuer Umgang mit kirchlicher Autorität: „Gott braucht keine Pfarrherrlichkeit. Die hat schon viel Unheil angerichtet. Gott braucht Leute, die auf seine Macht hinweisen und nicht auf eigene Macht pochen.“ Kirche sei aufgefordert, Orientierung zu geben, „weil wir uns nicht von der Aufgeregtheit unserer Zeit überwältigen lassen, sondern unsere Tonalität auch im Widerspruch sanft sein lassen“.
Mit Blick auf die Zukunft Litzkes und seiner Gemeinden sprach der Regionalbischof den Wunsch aus: „Möge Gott Ihnen diesen Geist schenken – und Ihrer ganzen Gemeinde. Einen Geist der Freiheit, der Empathie, des Mitleids und des Engagements. Einen Geist, der auch Ruhe schenkt, denn die brauchen wir alle.“
Superintendentin Christiane Nadjé-Wirth griff das Wort von Selter auf und unterstrich, dass es in den Gemeinden längst ein starkes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen gebe. Sie überreichte Litzke als Geschenk das Buch Glücksorte im Weserbergland – verbunden mit der Ermutigung, sich trotz eines vollen Terminkalenders auch Zeit für Erholung zu nehmen.
Zahlreiche Bürgermeister aus den umliegenden Orten begrüßten den neuen Pastor. Auch der katholische Pfarrer für den Bereich Holzminden-Bodenwerder, David Bleckmann, hieß ihn willkommen.
Litzkes eigener Weg ins Pfarramt hatte ihn über viele Stationen geführt. Nach einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann studierte er Geschichte und arbeitete lange an der Universität, unter anderem in Projekten mit der Universität Haifa. Später war er in die Vorbereitungen des Reformationsjubiläums 2017 eingebunden und verantwortete als Projektmanager der hannoverschen Landeskirche den Pilgerweg Loccum–Volkenroda. Schon damals verband ihn viel mit dem Weserbergland, wo er nun seinen Dienst aufnimmt.
Angeregt durch ein Gespräch mit einer Diakonin entschied er sich für die Ausbildung zum Diakon und arbeitete drei Jahre im Raum Hann. Münden. In Adelebsen absolvierte er anschließend die Ausbildung zum Pfarrverwalter, die Quereinsteiger auf den Pfarrdienst vorbereitet. Mit der Ordination tritt er nun seine erste Pfarrstelle an.
Besonders am Herzen liegen ihm, wie er betont, die seelsorgliche Begleitung, Gottesdienste und Kasualien. Kirche versteht er als „Gegenort“ zum Alltagstrott – ein Raum der Unterbrechung und Sammlung, der Menschen als Menschen begegnen lässt. In seinen neuen Gemeinden setzt er auf Hinhören, Zusammenarbeit und Impulse aus der Kulturarbeit.
Fotos: Ev.-luth. Landeskirche Hannovers