Landkreis Holzminden (lbr). „Heute können wir unseren ‚Tag des Handwerks‘ wieder öffentlich gemeinsam mit Ihnen feiern“, freute sich Detlef Struck, stellvertretender Kreishandwerksmeister, am vergangenen Samstagnachmittag und begrüßte mit diesen Worten die geladenen Gäste zum 70. Tag des Handwerks, auf dem 55 Gesellen und 16 Jungmeister geehrt wurden. 

Vor der Freisprechungen und den Ehrungen stand die langersehnte Festrede von Wolfgang Bosbach, ehemaliger Bundestagspolitiker der CDU an. Bereits 2020 sollte er einen Vortrag halten, doch die Corona-Pandemie funkte über die Jahre dazwischen. Doch das lange Warten lohnte sich: Wolfgang Bosbach stellte seinen Vortrag unter die Überschrift „Krieg und Krisen - Deutschland und Europa im Stresstest“. Ohne sich an ein Pult zu klammern, stand der ehemalige Bundestagsabgeordnete auf der Bühne, hielt das Mikrofon in beiden Händen und zog das Publikum mit einer gekonnten Lockerheit, sympathischen Anekdoten und politischen Spitzen in seinen Bann. Er erzählte aus seiner Lehrzeit, bei der er im ersten Jahr 225 Mark verdient habe und als frisch gebackener Geselle dachte, nun müsse er nie mehr lernen. „Das lebenslange Lernen wird auch Sie immer begleiten“, versicherte er. Nach seiner Ausbildung entschied er sich für die Selbstständigkeit. „Ich wollte immer selbstständig sein. Warum sollte ich denn 40 Stunden für andere Leute arbeiten? Also machte ich mich selbstständig und arbeitete dann 60 Stunden für andere Leute“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Bosbach ging auf die aktuellen Krisen und den Fachkräftemangel im Handwerk ein und traf immer den Nagel auf den Kopf. „Wir übersehen oft, dass wir es schon mehrfach geschafft haben, gestärkt aus einer Krise zu gehen“, so der 70-Jährige. Abschließend gab er dem Publikum noch zwei Dinge auf den Weg. „Lassen Sie uns Maß und Mitte halten, damit wir politischen Extremen keine Chance geben. Und machen Sie sich bewusst, dass es ein Glück ist in Deutschland zu leben und dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Vielen Dank“, so Bosbach abschließend. 

Anschließend sprach Andreas Hölzchen, Schulleiter der BBS Holzminden, seine Grußworte. Er betonte, wie wichtig die Unterstützung durch das Land und den Kreis seien und dass Lehrkräfte, gerade in den verschiedenen berufsbildenden Bereichen, immer noch sehr schwierig zu bekommen seien. „Lehrkräfte braucht das Land“, so Hölzchen. Er sprach über wohnortnahe Beschulung, pragmatische Lösungen und die digitalen Möglichkeiten, die von der BBS genutzt werden. „Es hat uns Spaß gemacht, Sie ein Stück des Weges zu begleiten. Mal mehr, mal weniger“, scherzte der Schulleiter abschließend. Carina Bolte, zweite Vorsitzende der Junioren des Handwerks Holzminden, zog ihren Hut vor den ehemaligen Azubis und sprach ebenfalls ihre Glückwünsche aus. 

Anschließend ehrten Karl-Heinz Bertram, Kreishandwerksmeister und Geschäftsführer Ronald Tolle die Jungmeister sowie die Lehrlinge und überreichten die 55 Gesellenbriefe in elf unterschiedlichen Berufen. „Sie alle leben und arbeiten hier in unserer Region. Wir stellen Sie heute in aller Öffentlichkeit vor, um Ihre Gesichter bekannt zu machen und um Ihnen unsere Glückwünsche und unseren Respekt auszusprechen“, erklärte Bertram bei der Vorstellung der Jungmeister. Insgesamt 16 Jungmeister wurden verlesen und fünf von Ihnen waren persönlich anwesend in der Stadthalle. Metallbaumeister Andre Gunnarsson aus Bodenwerder, Friseurmeisterin Sina-Aileen Augustin aus Holzminden, Friseurmeisterin Larissa Sophie Spinger aus Stadtoldendorf, Installateur- und Heizungsbaumeister Mazar Salo aus Holzminden und Installateur- und Heizungsbaumeister Justin Beverungen aus Fürstenberg. 

Weiter ging es mit den Gesellen: „Dem alten Handwerksbrauch folgend, bitte ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben. Ich entbinde Sie aus Ihrem bisherigen Lehrverhältnis und spreche Sie hiermit frei. Als junge Gesellinnen und Gesellen heiße ich Sie in unserem Berufsstand willkommen und wünsche Ihnen für die Zukunft Glück und Erfolg. Sie können stolz auf Ihre Leistung sein und darauf, dem Handwerk als vielseitigen und bedeutenden Wirtschaftszweig anzugehören“, so der Kreishandwerksmeister. Fünf der Gesellen wurden für ihre besonderen Leistungen ausgezeichnet. Marvin Wessel schloss als Elektroniker bei der Firma Otto Künnecke GmbH seine Ausbildung mit 88,8 Prozent als Bester ab. Ebenfalls mit der Gesamtnote „gut“ haben Deborah Papst, Tara Charifi, Eike Mühlhoff und Jan-Philipp Kalis ihre Ausbildungen abgeschlossen. 

Für die musikalische Untermalung während der Veranstaltung sorgte das Solling Swing Orchestra.