Holzminden (kp). Seit Mai dieses Jahres galt ein Baustopp in dem Gebäude, das zukünftig als Frauenhaus dienen soll. Bei Entkernungsarbeiten im 1783 erbauten Fachwerkgebäude wurden massive Mängel festgestellt, so dass die Standfestigkeit der Immobilie infrage gestellt werden musste. „Das kam überraschend“, sagt Bürgermeister Christian Belke. Eine Voruntersuchung des Gebäudes sei nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt worden. Erst durch Fortschreiten der Sanierungsarbeiten sei etwa festgestellt worden, dass unter anderem tragende Balken mittig durchgesägt und anschließend verkleidet waren. Das alte Gebäude musste als einsturzgefährdet eingestuft werden.

Für die Wernecke-Stiftung stellte sich nun die Frage: „Wie soll es weitergehen?“ Drei Optionen seien evaluiert worden: Abriss, Neubau oder Sanierungsfortsetzung. Da das alte Gebäude denkmalgeschützt ist und für die Entkernungsarbeiten bereits Fördergelder in Höhe von 220.000 (von insgesamt 950.000 Euro) aufgewendet wurden, blieb nur die Fortführung der Sanierungsarbeiten als einzige Alternative übrig.

Die Arbeiten haben bereits begonnen, betont Bürgermeister Belke. „Die Maßnahmen werden dadurch teurer als gedacht“, fügt er hinzu. Das liege unter anderem an steigenden Materialkosten und daran, dass nun ein höherer Sanierungsaufwand nötig ist. „Doch ich bin überzeugt, dass wir weitere Fördermittel über den Bund bekommen können“, so der Bürgermeister. Doch vorher müsse das Gebäude fertig entkernt und anschließend ein Sanierungsplan mit der Landesdenkmalpflege aufgestellt werden.

„Ich bin sehr froh, dass das Frauenhaus wieder in Fahrt kommt“, äußert sich auch Landrat Michael Schünemann zur Aufhebung des Baustopps. Fälle von häuslicher Gewalt würden auch im Kreis Holzminden stetig zunehmen. Bisher müsse der Landkreis bei akuten Fällen nach wie vor auf Hannover oder Höxter zurückgreifen. „Es besteht enormer Handlungsdruck mit Frauen im Kreis Holzminden“, bestätigt die Gleichstellungsbeauftragte Sigrun Brünig. Sie sei zudem heilfroh, dass sich ein Träger gefunden habe. Doch auch bei einer zukünftigen Trägerschaft wird die Wernecke-Stiftung mit dem Projekt Frauenhaus noch auch einige Fördergelder und private Spenden angewiesen sein.

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