Kreis Höxter/Holzminden (TKu). Das Frauennetzwerk Höxter befindet sich gerade plakativ in den 24. Frauenaktionswochen. Mit großen bunten Plakaten, die wir euch alle nach und nach vorstellen, macht das Netzwerk engagierter Frauen aus dem Kreis Höxter gerade in den 24. Frauenaktionswochen auf das Thema Gleichberechtigung und Frauenrechte aufmerksam. Da aufgrund der Corona-Pandemie keinerlei Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswochen 2021 stattfinden können, möchte das Frauennetzwerk auf diese Weise zum Nachdenken anregen. Das dritte Plakat stellt heute Silke Winter-Schrader vom Frauennetzwerk vor: „Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!“ Bei diesem Plakat gehe es darum, dass die Frauen häufig ungefragt für das gesamte Familienmanagement und die gesamte Haushaltsführung in der Familie zuständig sind, und das nicht nur für die praktischen und sichtbaren Aufgaben. Silke Winter-Schrader führt dazu näher aus: „Die Frauen haben die gesamte Last der alltäglichen Verantwortung für Haushalt und Familie, die Beziehungspflege zum eigenen Freundes- und Bekanntenkreis sowie zum Freundeskreis der Kinder mit allen dazugehörigen Bedürfnissen und Befindlichkeiten zu tragen. Diese Last der täglichen Verantwortung, das ´Dran-Denken´ hat seit einigen Jahren endlich einen Namen erhalten: Mental Load.“

Mental Load beschreibt die Belastung im Kopf durch die ganzen „unsichtbaren“ Aufgaben. Mental Load ist ein Zustand, der nicht neu ist, sondern schon seit Jahrzehnten, vor allem die Frauen, beschäftigt. Man könne sagen, es ist die Organisation von Alltagsaufgaben, die gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet werden und somit weitgehend unsichtbar sind, so Winter-Schrader. Als Beispiel für „Mental Load“ hat Grafikdesignerin Barbara Fien eine Frau mit „Wolkenkopf“ auf dem Plakat dargestellt. Silke Winter-Schrader berichtet dazu auch aus ihrem eigenen Leben: Als berufstätige Mutter eines 8-jährigen Sohnes sei sie selbst schleichend in einen Prozess geraten, der ihr erst gar nicht bewusst gewesen sei. Sie fühlte sich auf einmal mehr und mehr zuständig, dachte an alles und bediente ohne es zu reflektieren stereotype Rollenbilder, so Winter-Schrader. Mental Load habe gerade in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, weil es immer mehr Paare gäbe, die sich nicht mehr traditionell organisieren (also sie macht den Haushalt, er verdient das Geld), sondern die versuchen, das Haushaltsmanagement untereinander zu teilen. Mental Load habe zwei wichtige Aspekte: Den Aspekt der unsichtbaren Aufgaben, also alles, was man eigentlich nicht miteinander abspricht, was aber trotzdem im Hintergrund immer geplant, bedacht und ja auch umgesetzt wird und zweitens: Den Aspekt der Verantwortung, welche zumeist nur bei der Frau läge. Dabei bildeten sich diese typischen Gedankenketten, die auch Silke Winter-Schrader als Mutter kennt: „Morgen soll es regnen! Passen die Gummistiefel eigentlich noch? Vielleicht müssen wir neue kaufen? Schaffe ich das morgen nach der Arbeit?“ Oder: „die leidige Aufgabe, Winter- und Sommerkleidung auszutauschen, festzustellen, dass die Kinderklamotten nicht mehr passen, dass man neue Schuhe kaufen muss.“ 

Winter Schrader führt weiter aus: „Das Prinzip des Mental Load ist in den meisten Familien eine häufig nicht hinterfragte und feststehende Größe, die fast ausschließlich bei der Frau/Mutter liegt. Oft ist dem Mann/Vater gar nicht bewusst, dass die Verantwortung zu tragen und das An-alles-Denken auch Arbeit sind und ganz schön Gewicht haben, denn all diese Arbeiten sind nicht sichtbar; besonders für denjenigen der sie nicht macht. Männer übernehmen häufig im Haushalt Aufgaben, die eher selten anfallen. In vielen Fällen sogar nur einmal im Jahr (Reifenwechsel, Heizung auf Winter umstellen). Im Vergleich dazu müssen viele ´Frauen-Aufgaben´ mehrmals täglich erledigt werden. Sie nehmen also viel mehr Zeit und Gedanken ein.“ Die klassische Situation sei die, dass die Frau bzw. Mutter an die Aufgaben denkt und der Mann häufig lediglich der Befehlsempfänger ist. Wenn sich dann die Frau beschwere, dass sie zu viel um die Ohren hat, sage der Mann häufig: „Dann sag mir doch, was ich noch machen soll oder schreib mir eine Liste“. Das bedeutet aber, dass der Mental Load weiterhin bei der Frau verbleibe. Daher fordert auch Silke Winter-Schrader heute: Männer und Väter sollen nicht nur helfen, sie sollen Verantwortung tragen und selber erkennen, was zu tun, zu organisieren, zu planen ist. An alles denken zu müssen werde dann zur Last, wenn es erschöpfend ist. Das Frauennetzwerk möchte deshalb mit diesem Plakat einen Denkanstoß geben, um das eigene Rollenbild zu hinterfragen, mit dem Partner ins Gespräch zu kommen, sich vielleicht schmunzelnd dabei zu ertappen, dass man als modernes Paar doch noch alten Rollenbildern folgt. 

Foto: Thomas Kube