Stadtoldendorf (red). Was macht das Christkind, wenn es den Schlitten für die Weihnachtszeit belädt und kein Schnee unter den Kufen ist, das Gefährt zu tragen? Den Pannendienst rufen? Oder auf die bewährten, flugfähigen Rentiere zurückgreifen? Dieser Frage gingen Lisa Nawroth und ihrer Mutter Kerstin in dem Gedicht „Kein Schnee“ auf witzige Weise nach. Den ernsthaften Gegenpart der Veranstaltung, die nicht nur ein Konzert war, vielmehr eine Feier in ursprünglichem Sinne – lieferte Pastorin Annabelle Kattner mit stimmigen Psalmen und Gebeten.

Den musikalischen Rahmen dieser Feier zeichnete wie immer Chorleiter Eckhard Thiel – und er zeichnete ihn ziemlich groß: vom späten Mittelalter bis ins Jahr 2006 datierten die einzelnen Kompositionen und reichten von stimmungsvoll-feierlich bis sinnig-humorvoll. Da wurde die Heilige Nacht aus der Sicht des Esels im Stall von Bethlehem besungen, der sich über die Ruhestörung aufregte, weil er nicht begriff, dass er Zeuge eines unglaublichen Ereignisses wurde. Der Vokalkreis sang aber auch Klassiker wie „Advent ist ein Leuchten“ oder „Da pacem domine“.

Die fehlenden Männerstimmen gleichte Chorleiter Thiel stellenweise persönlich aus. Ein besonderes Highlight bot das Flötenensemble Eschershausen-Stadtoldendorf, die auf fünf unterschiedlichen Instrumenten, von der Blockflöte bis zur Sackpfeife für eine besondere Atmosphäre im Alten Rathaus sorgten. Die Flötistinnen trugen ihr „In dulce jubilo“ und „Drive the cold winter away“ auf dem Treppenabsatz zwischen den Etagen vor, was den Klang ins Sphärische entrückte. Gefühl mit Gänsehautgarantie erzeugte schließlich Kerstin Nawroth mit dem Lied „Halt mich, küss mich, lieb mich“ aus: Drei Nüsse für Aschenputtel.

Den Schwer- und Mittelpunkt aber stellten die ganz Kleinen von der Muh-Kuh-Notenbande dar. Mit Antonia und Lukas Waldeck (Cello und Violine), sowie Julia Siebeneicher (Gitarre) brachte die „Bande“ ihr „eigenes, kleines Orchester“ mit, auf das Chorleiter Thiel zu Recht sehr stolz war. Auch ihr Repertoire reichte von humorvoll: „Ich wünsche mir zum heiligen Christ, dass die Oma ihre Brille nicht vermisst“, bis nachdenklich: „Weihnacht, was bist du? Bist du Hoffnung der Welt? Oder bist du einfach nur das ganz große Geld?“ Konzentriert und mit kindlicher Inbrunst trugen die kleinen Helden ihre Stücke vor und ernteten großen Applaus. Das Alte Rathaus war ein würdiger Ersatz für die „Baustelle“ Kirche, auch wenn es so eng war, dass die Vortragenden dem Publikum die Hände reichen konnten. Die Enge wurde aber nicht als bedrückend empfunden, sondern eher als Nähe und Zusammenrücken, was ja auch ein wesentliches Element der Advents- und Weihnachtszeit ist.

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