Emmerthal (r). Ein ganz normaler Freitagnachmittag in der Offenen Ganztagsschule Emmerthal (OGGS) in der Neuen Straße in Kirchohsen. Die Kinder werden betreut von den Mitarbeiterinnen der DRK-Ganztags-Schulbetreuung und toben mit einem Ball auf dem Schulhof. Doch irgendetwas ist anders: Ein ziemlich junger und zotteliger Sozialassistent hat sich den Kindern angeschlossen und spielt ausgelassen mit. Er holt den Ball in einer unglaublichen Geschwindigkeit für die Kinder zurück. Und die haben eine Menge Spaß mit ihm. Die Rede ist von Timber, einem einjährigen Border-Collie, der gemeinsam mit seiner Besitzerin Rebecca Ebeling, das erste ausgebildete Pädagogikassistenzhund-Team in einer Grundschule in der Umgebung ist. 

Rebecca Ebeling ist 24 Jahre alt, studiert Grundschullehramt in Hildesheim und ist zudem beim DRK-Ganztags-Schulbetreuung als Sozialassistentin in der DRK-Kindertagesstätte Neue Straße angestellt. Mit der Weiterbildung in tiergestützter Pädagogik hat sie Timber gezielt für die Arbeit mit Kindern ausgewählt. Zurzeit ist sie montags und freitags in der Schule und gemeinsam kümmern sich Hund und Frauchen an diesen Tagen in der Ganztagsbetreuung um die Grundschüler im Alter von sechs bis zehn Jahren. „Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass ich nach meinem Studium mit Timber gemeinsam an einer Schule tätig sein kann“, erklärt Ebeling. Bis es soweit ist, freut sich die DRK-Mitarbeiterin auf die beiden Wochentage, an denen sie jetzt schon gemeinsam mit Timber bei den Kindern ist.

Nach einer einjährigen Ausbildung in der m&i-Fachklinik in Bad Pyrmont und bestandener theoretischer und praktischer Prüfung im Frühjahr dieses Jahres dürfen sich Timber und sein Frauchen offiziell Pädagogikassistenzhund-Team nennen. Zurzeit gehen die beiden sogar noch einen Schritt weiter: Timber, ein waschechter Hütehund mit dem Drang nach Bewegung und immer neuen Herausforderungen, absolviert zudem eine Ausbildung zum Rettungshund. Im Team der Ganztagsbetreuung ist er mittlerweile bereits ein fester Bestandteil für Lehrer, Sozialassistenten, Kinder und Eltern. Kollegin Kerstin Vietmeyer, ebenfalls Sozialassistentin in der DRK-Kita Ganztags-Schulbetreuung, genießt die Zusammenarbeit mit Timber und Rebecca Ebeling: „Timber ist der König auf dem Schulhof. Wenn er da ist, wirkt er auf die Kinder wie ein Magnet.“ 

Selbstverständlich müssen im Umgang und der Arbeit mit Tieren gewisse Regeln beachtet werden. So mussten sich vorab Eltern und Mitarbeiter mit dem Einsatz eines Hundes an der Schule einverstanden erklären. Es gibt klare Regeln und Absprachen. Zum Beispiel ist Timber nie allein mit den Kindern – immer ist Frauchen Rebecca Ebeling in der Nähe. In der Mensa hat er nichts zu suchen und wartet geduldig bis die Mahlzeit beendet ist. Braucht Timber eine Pause, bekommt er diese auch. Die Kinder lernen im Verhalten von Timber zu „lesen“. Von ganz alleine hält er Abstand und ist vorsichtig im Umgang mit den Kindern. „Ein echtes Naturtalent eben“, lacht Vietmeyer. Die Kinder konnten einen Hundeführerschein ablegen, um einen sicheren Umgang mit dem Tier zu lernen. Trotz allem ist so ein Schultag auch für einen Hund anstrengend. Ebeling berichtet: „ Timber ist nach der Schule gut ausgepowert. Deshalb ist es momentan auch ausreichend, dass er nur an zwei Tagen dabei ist.“

Die Kinder profitieren in jedem Fall vom Einsatz des Pädagogikassistenzhund-Teams. „Viele Kinder kennen den Umgang mit Tieren gar nicht mehr“, so Ebeling. „Sie lernen Verantwortung zu übernehmen, indem sie Timber nach dem Toben zum Beispiel mit Wasser versorgen. Oder eine Runde mit ihm Gassi gehen.“ Die Sozialassistentin weiter: „Sie nehmen uneingeschränkt Rücksicht, wenn Timber dabei ist. Sowohl auf ihre Mitschüler als auch auf den Hund.“ So sind sie während seiner Anwesenheit auch sofort leiser, da sie wissen, dass Hunde ein empfindliches Gehör haben. Die Kinder denken sich neue Spiele mit und für Timber aus und zeigen so ihre kreative Seite. Sie bewegen sich auf natürliche und ungezwungene Weise mehr an der frischen Luft, was für einen guten Lernprozess in der Schule von großer Bedeutung ist. „Für schüchterne Kinder oder Kinder mit Sprachbarriere ist Timber ein echter Türöffner“, erklärt Ebeling. Die Kinder freuen sich, dass Timber da ist. Unisono bestätigen Catharina (7 Jahre), Leon (7 Jahre) und Tristan (8 Jahre): „Es ist einfach toll, dass Timber hier an der Schule ist. Er kommt immer zu uns und wir können so schön spielen.“

Schulleitung und Kollegen sind sich in jedem Fall einig, dass der Einsatz von Timber und seinem Frauchen eine echte Verstärkung für die Schule ist. Und Ebeling schwärmt: „Es ist toll, so viel Unterstützung zu bekommen.“ Sie betont, wie großartig es wäre, wenn noch viel mehr Menschen, die in pädagogischen Bereichen arbeiten und zudem Hundefreunde sind, in der tiergeschützten Pädagogik engagieren würden. „Diese Arbeit, ob ehrenamtlich oder hauptberuflich ist eine echte Bereicherung für alle Beteiligten.“ Bei Fragen zu diesem Thema können sich Interessierte gerne über die DRK-Ganztags-Schulbetreuung in der DRK-Kita Neue Straße in Emmertahl an die junge Studentin wenden. 

Fotos: Symann/DRK