Kreis Holzminden (r). Erst im September 2017 fiel der Startschuss für das Holzmindener Präventionsprogramm für drei- bis vierjährige Kinder – kurz „HOPP“ – im Kreisgebiet. Die erste Phase ist nun vorbei und die Verantwortlichen beim Landkreis Holzminden sind von der Resonanz überwältigt. Jetzt werden neue Weichen für die Ausweitung des Programms gestellt.

Wie weit sind die Kleinen? Wie gut können sie hören, sehen und agieren? Oder gibt es eventuell Verhaltensauffälligkeiten? All diese Entwicklungen werden im Rahmen von HOPP durch die Ärzte des Landkreises Holzminden spielerisch geprüft. Dafür gehen sie in die Kindergärten und -tagesstätten und untersuchen die Drei- bis Vierjährigen in ihrem gewohnten, geschützten Umfeld. Erfahrungsgemäß ist die Situation für die kleinen Kinder entspannter als ein Arztbesuch. Und ihre Tapferkeit wird hinterher sogar mit Medaillen belohnt. Ziel ist es, Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken, damit sie nicht erst bei der obligatorischen Schuleingangsuntersuchung diagnostiziert werden. „Beispielsweise ist die Sprachentwicklung im Wesentlichen mit sieben Jahren abgeschlossen. Wenn Defizite aber erst bei der Schuleingangsuntersuchung auffallen, ist es fast schon zu spät. Und da greift ‚HOPP‘ ein“, erklärt Constanze Schreiber, Ärztin beim Landkreis Holzminden.

„Wir hatten kleinere Brötchen gebacken“, sagen die Verantwortlichen und präsentieren voller Stolz die Zahlen der ersten Phase. So konnten bereits 98 von 115 Kindern des Zieljahrgangs untersucht werden – das entspricht 85 Prozent und ist ein „sehr gutes Ergebnis“. Bisher haben sich insgesamt zehn Kindergärten aus den zwei Samtgemeinden Bodenwerder-Polle und Boffzen sowie aus dem Flecken Delligsen an dem freiwilligen Programm beteiligt. Bei einem knappen Drittel der Kinder zeigten sich Schwächen im Bereich Hören. Sie wurden an HNO-Ärzte verwiesen. 21 Prozent der untersuchten Kinder hatten Auffälligkeiten im Bereich Sprache und/oder der zentralen Wahrnehmung und Verarbeitung. Die Ärzte des Landkreises haben bei einem knappen Drittel der teilnehmenden Kinder eine Nachfolgeuntersuchung zur unterstützenden Begleitung und Beratung nach drei Monaten vereinbart.

„Dieses Präventionsprogramm ist eine große Chance für unsere Region. Wir tun das für unsere Familien“, ergänzt Anja Krause, Leiterin des Dezernats für Gesundheit, Soziales, Verbraucherschutz und Jugend beim Landkreis Holzminden. Sie berichtet von der anfänglichen Skepsis, die dem Programm „HOPP“ entgegengebracht wurde. „Wir sind keine Konkurrenz zu den Kinderärzten oder regelmäßigen Untersuchungen, sondern sehen uns eher als zuarbeitender Partner“, erklärt sie. Die Verantwortlichen haben sich mit dem Präventionsprogramm auch zum Ziel gesetzt, dass die Teilnahmezahlen an der U 9 (60. – 64. Lebensmonat) steigen und die für Kinder empfohlenen Impfungen noch einmal besprochen werden.

Niedersachsenweit sinken nämlich die Beteiligungen an den U-Untersuchungen mit dem steigenden Alter der Kinder deutlich: Bei der U 5 bis U 8 können noch rund 80 Prozent Teilnehmer registriert werden, bei der U 9 hingegen liegen die Zahlen deutlich unter diesem Wert. Dabei geht nur rund die Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund zu den U-Untersuchungen. Auch im Landkreis Holzminden gingen 2014 nur 74,7 Prozent der Eltern mit ihren Kindern zu der U 9, 2013 waren es noch 76,7 Prozent.

Die kommenden Schritte für die Ausweitung des Angebots laufen bereits. Aktuell gibt es neue Gesprächsrunden mit Bürgermeistern, Kindergärten und Trägern, um in der zweiten Runde im Herbst dieses Jahres noch mehr Kindergärten im Kreisgebiet mit ins Boot zu holen. Das langfristige Ziel ist jetzt schon definiert: „HOPP“ flächendeckend im gesamten Landkreis Holzminden anbieten zu können.

Fotos: Landkreis Holzminden