Holzminden (kp). Breits seit vielen Jahren bemühen sich der Landkreis und das Krankenhaus Holzminden vor allem im Bereich des Rettungsdiensteinsatzes für eine zügige Patientenversorgung. Eine bedeutende Weiterentwicklung gelang auf diesem Gebiet nun durch den Anschluss an das Tele-Neurologie-Netzwerk in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover.

Seit knapp einem halben Jahr erfolgt hierzu im Krankenhaus Holzminden der Einsatz eines sogenannten „Teledocs“. Nutzung findet dieser bei der Akut-Schlaganfall-Behandlung. Wie das Versorgungsgeschehen im Kreis Holzminden unter Zuhilfenahme dieses hochtechnischen Gerätes stattfindet, haben Vertreter des Krankenhauses, des Landkreises und der Medizinischen Hochschule Hannover in Rahmen einer Präsentation vorgestellt.

Das Szenario könne mit einem „klassischen Einsatzbeispiel“ beginnen, so Jens Hake, stellvertretender Betriebsleiter des Rettungsdienstes des Landkreises Holzminden. Seine geschilderte Ausgangssituation: Ein älteres Ehepaar befindet sich daheim. Plötzlich leide der Mann unter Sprachstörungen und heftigen Kopfschmerzen. Es könnten die ersten Symptome für einen Schlaganfall sein. Der Notruf wird zügig über die 112 abgesetzt und sogleich sollte ein Rettungswagen eintreffen, so dass die ersten Maßnahmen, unter anderem ein EKG, vor Ort ergriffen werden können.

Sollte der Notarzt vor Ort vielleicht schon einen eintretenden Schlaganfall feststellen können, werden bereits erste Gespräche mit dem diensthabenden Arzt im Agaplesion Evangelisches Krankenhaus Holzminden aufgenommen. „Eine solche Prozesskette bei Schlaganfallbehandlungen existiert schon seit langer Zeit in Holzminden“, erzählt die Chefärztin der „Medizinischen Klinik“, Dr. Sabine-Susan Schulz. Gemeint ist das vor einigen Jahren eingeführte Projekt 120, ein mit dem Rettungsdienst ausgearbeitetes Konzept für eine hundertprozentige, 365 Tage im Jahr stattfindende Versorgung bei Schlaganfallpatienten. „Wir sind sehr stolz auf dieses Projekt, womit wir uns bereits eine bemerkenswerte Versorgung aufgebaut haben“, bestätigt Geschäftsführer Marko Ellerhoff.

Der Vorteil durch den im September 2017 erfolgten Eintritt in das Tele-Neurologie-Netzwerk und die damit verbundene Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover sei, so Ellerhoff, dass nun weitere, spezielle neurologische Kompetenzen hinzugekommen seien, die sicherstellen, dass eine 24-stündige Versorgung gewährleistet werden könne. Dieser Fortschritt ist nicht zuletzt dem Einsatz des „Teledocs“ geschuldet. Wird im Krankenhaus ein CT durchgeführt, können die entstandenen Bilddaten über den Teledoc direkt nach Hannover weitergeleitet werden. Dort sitzt ebenfalls jederzeit ein diensthabender Arzt, der eine Diagnose erstellt und über einen Monitor in das Patientenzimmer nach Holzminden durgestellt wird. Von dort wird gemeinsam mit dem diensthabenden Arzt in Holzminden über die weitere Behandlung gesprochen.

„Ziel sollte stets eine Behandlung vor Ort sein“, betont Dr. Hans Worthmann von der Medizinischen Hochschule Hannover. Dennoch seien bei zeitkritischen Behandlungen Verlegungen unumgänglich. Patienten sollen dann innerhalb von 24 Stunden verlegt werden können. Das passende Netzwerk bringe die MHH dafür mit. „Wir freuen uns, in der MHH einen Partner gefunden zu haben, der uns in der Region ein bereits bestehendes Netzwerk anbieten kann“, weiß Marko Ellerhoff. Seit September habe man bereits ein gutes gemeinsames Fundament geschaffen. Die „wichtigste Botschaft“ für Landrätin Angela Schürzeberg: „ Es gibt für den ländlichen Raum Perspektiven und Möglichkeiten und wir wollen sie hier realisieren.“