Weserbergland (red). Es gibt einige Fragen, die viele Regionen in Deutschland bewegen: Welche Rolle spielt der Tourismus als Wirtschaftsfaktor in der Region und wie sieht eigentlich die Wertschöpfung aus? Grund genug diesen Fragen auf die Spur zu kommen und eine Antwort darauf auch für das Weserbergland zu finden. Mit dieser Aufgabe beauftragt wurde Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack vom Europäischen Tourismus Institut (ETI) aus Trier, der als Gastredner mit einem Fachvortrag bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Weserbergland Tourismus e.V. am 28. November 2017 im Parkhotel Deutsches Haus in Bodenwerder teilnahm und seine Ergebnisse präsentierte, welche Herausforderungen von der Tourismusregion zukünftig bewältigt werden müssen und inwieweit Investitionen der öffentlichen Hand in den Tourismus notwendig sind.

Bevor der Professor in seinem Fachvortrag die zukünftigen Herausforderungen dem Publikum der Mitgliederversammlung präsentierte, nutzte Petra Wegener, Geschäftsführerin des Weserbergland Tourismus e.V., die Gelegenheit, in ihrem Vortrag „Jahresbericht 2017 - Maßnahmen, Projekte und Herausforderungen“, die diesjährigen Marketingaktivitäten des Tourismusverbandes vorzustellen. Neben der Umsetzung von crossmedialen Werbekampagnen zu den Themen Radfahren, Wandern und dem historischen Weserbergland, einem neu erschienenen Wandertourenbuch mit insgesamt 28 Wandertourentipps, eines im Sommer fertiggestellten umfassenden Relaunchs der Webseite für die Region war der erfolgreiche Abschluss der Qualitätsoffensive für den Weser-Radweg mit der offiziellen Zertifizierung als 4- Sterne Qualitätsradroute vom ADFC auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin eine weitere Erfolgsmeldung, die verkündet werden konnte. Das Projekt „Historisches Weserbergland“, unter dem sich insgesamt 16 Städte und acht Stätten unter dem Motto „Spuren der Zeit - echt erleben.“ präsentieren, soll zukünftig nicht nur mit Außenmarketingmaßnahmen vermarktet werden, sondern auch innerhalb der Region durch die Projektteilnehmer noch weiter bekannt gemacht werden und dafür unter anderem Werbegroßflächenplakate, Fußstopper und Prospektauslagen vor Ort vorgenommen werden.

Im Bereich Social Media wurden vom Tourismusverband die ersten Schritte für eine erfolgreiche Umstrukturierung begonnen, um im Jahr 2018 eine neue Strategie der Social Media Präsenzen umzusetzen. Neben der Erstellung von zahlreichen Printprodukten, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und den Einsatz für Qualität und Service in der Region machte Wegener deutlich, dass die aktuellen Herausforderungen und Ziele für eine erfolgreiche Arbeit nicht leichter werden: „Wachsende Ansprüche der Kunden, ein hoher Wettbewerbsdruck, die zunehmende Digitalisierung, stagnierende Budgets und Sättigungstendenzen am Markt sind nur einige der Themen, die uns in unserer aktuellen und zukünftigen touristischen Arbeit immer mehr beschäftigen werden und für die wir gewappnet sein müssen, um uns auch weiterhin erfolgreich am Markt zu positionieren“ erläuterte Wegener.

Stichworte und Themen mit denen sie ihren Jahresbericht 2017 beendete und zu der beauftragten Untersuchung von Prof. Dr. Heinz-Dieter-Quack vom ETI überleitete, der in seinem Fachvortrag „Investitionen der öffentlichen Hand in den Tourismus - Beispiele und Empfehlungen für die Tourismusregion Weserbergland“ diese Herausforderungen noch einmal aufgriff. Neben allgemeinen Informationen zum Tourismus als Wirtschaftsfaktor wurden die Wertschöpfungseffekte aus der touristischen Nachfrage für das Weserbergland und regionalwirtschaftliche Effekte anhand der Beispiele Weser-Radweg und Weserbergland-Weg auf Grundlage vergleichbarer Beispiele aus den Bereichen Rad und Wandern untersucht. Ein Ergebnis: Die für das Jahr 2009 erhobene Wertschöpfung Tourismus gesamt von insgesamt 922 Millionen Euro ist in den vergangenen Jahren auf einen Wert von 1,09 Mrd. Euro im Jahr 2016 angestiegen (ein Plus von 18,3 Prozent!).

Anhand der konkreten Beispiele und der Wertschöpfungsberechnungen konnte aufgezeigt werden, dass sich Investitionen in touristische Infrastrukturen auszahlen und auch künftig notwendig sind, um die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der Infrastrukturen und damit der Destination insgesamt zu erhalten und weiter zu verbessern. Und auch hinsichtlich des aktuell bestehenden finanziellen Budgets für den Faktor Tourismus konnte Prof. Dr. Quack etwas empfehlen: der Bedarf für „neue“ Attraktionen und damit verbundene Investitionen ist zu ermitteln und Folgekosten einzuplanen, um zukünftige Fehlplanungen zu vermeiden, die touristische Ortsebene sollte besser sowohl personell als auch finanziell besser ausgestattet werden, die betriebliche Ebene sollte beraten, gefördert und unterstützt werden (z.B. bei Nachfolgeproblematiken und Investitionsstaus), eine Planungssicherheit für mittel- bis langfristige Entwicklungen und Investitionen sollte geschaffen werden, der Aufwand für das Marketing sollte erhöht werden, der Erfolg der Investitionen sollte gemessen und der Spielraum an weiteren Finanzierungsmöglichkeiten genutzt werden wie zum Beispiel die Beiträge der öffentlichen Hand erhöhen und alternative Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden. Zahlen und Empfehlungen, die dem Publikum zeigten, wie bedeutsam der Wirtschaftsfaktor Tourismus für das Weserbergland ist und welche zukünftigen Aufgaben es zu bewältigen gilt.

Foto: Weserbergland Tourismus e.V.,