Deensen (red). Das Fleischerhandwerk nimmt im Landkreis Holzminden immer mehr ab. Erst vor wenigen Tagen hat ein Traditionsbetrieb in Eschershausen endgültig geschlossen. Ein Nachfolger hat gefehlt. Grund genug für den Landtagsabgeordneten Uwe Schünemann eine florierende Metzgerei in einer kleinen Gemeinde zu besuchen: die Fleischerei Wilhelm Arste aus Deensen.

Trotz Betriebsferien öffnete der Fleischermeister seine Türen und gewährte dem CDU-Politiker Einblick in die Produktion seiner Produkte. Denn diese eigentlich freie Zeit wird stets für Renovierungen und Instandsetzungen genutzt. Diesmal stehen Investitionen bei der Energieversorgung an. Die in diesem Bereich explodierenden Kosten spielen auch in einem kleinen Familienbetrieb eine Rolle.

Beeindruckt zeigte sich Uwe Schünemann von den zahlreichen modernen Geräten, mit deren Hilfe die verschiedenen Wurstwaren hergestellt werden. Eine Voraussetzung für die schonende Bearbeitung des Qualitätsfleisches. Allerdings steht die handwerkliche Leistung immer noch im Vordergrund. Berühmt ist die Fleischerei Arste u.a. für die unterschiedlichen Mettwurstvarianten mit Ingwer, Wallnuss, Pfeffer in der Blase, mit Knoblauch als französische Art. Beliebt sind auch die Hausmacherwettwurst und die Eichsfelder. Ein Grund für den Bezug der Schweinehälften aus einem Schlachthof im Eichsfeld. „Mir ist wichtig, dass in diesem Betrieb Fleisch aus der direkten Umgebung verarbeitet wird“, so Wilhelm Arste. Davon habe er sich überzeugt. Der Transport für das Vieh zum Schlachthof sollte möglichst kurz sein.

Stolz sei er auf ein hoch engagiertes Team. Immerhin beginne der Arbeitstag bereits um 4 Uhr morgens. Entscheidend sei aber auch die Professionalität beim Verkauf. Die positiven Rückmeldungen seiner Kunden zeigten, dass er sich auf die Mitarbeitenden voll und ganz verlassen kann. „Wird das in der Zukunft auch noch so sein“, fragt sich Wilhelm Arste. Denn Fachkräfte seien auf dem Arbeitsmarkt kaum noch zu bekommen. Die Fleischer-Ausbildung musste an der BBS Holzminden schon vor längerer Zeit eingestellt werden. Lediglich Hildesheim und Göttingen bieten diesen Ausbildungsgang noch an. Nicht einfach für 16-Jährige. Wenigstens die Fahrtkosten müssten übernommen werden.

Für Uwe Schünemann wird der Fachkräftemangel mittlerweile im Landkreis Holzminden zu einer Wachstumsbremse. Gerade in der Ernährungswirtschaft und der Landwirtschaft würden gut ausgebildetes Personal benötigt. „Wir wollen verstärkt auf regionale, heimische Produkte setzen, um dem Tierwohl und Umweltschutz eher gerecht werden zu können“, so der Landtagsabgeordnete. Ohne qualifizierte Mitarbeitende könne das nicht funktionieren. Das gelte für andere Branchen gleichermaßen.

Deshalb wirbt Uwe Schünemann im Rahmen einer „Fachkräfteinitiative Niedersachsen“ für ein Aktionsbündnis für den Landkreis Holzminden aus Vertretern der Unternehmen, der Gewerkschaften, der HAWK und der Schulen. Ziel müsse eine detaillierte Bedarfsplanung sein, damit darauf aufbauend eine gezielte Berufsorientierung durch Bildungslotsen an den Schulen stattfinden kann. Zudem sollte das Know-how der HAWK verstärkt für berufsbegleitende Qualifikationsmaßnahmen genutzt werden. Einig waren sich Wilhelm Arste und Uwe Schünemann darin, dass die enormen Leistungen des Handwerks zu wenig wertgeschätzt werden. „Noch immer kennen die Jugendlichen zu wenig über die Chancen, die das Handwerk bieten“, meint Uwe Schünemann und macht sich stark für eine umfassende Aufklärungskampagne im Rahmen des Aktionsbündnisses.

Foto: CDU-Kreisverband Holzminden