Eschershausen (kp). „160 anwesende Gäste“, zählte Bürgermeister Hermann Grupe  beim Neujahrsempfang der Stadt Eschershausen. „Das ist ziemlich rekordverdächtig“, lautete sein Urteil. Bis zum letzten Stuhl war sie gefüllt, die Aula der Wilhelm-Raabe-Schule. Unter den Anwesenden waren auch viele „Neulinge in ihren Ämtern“, wie der Bürgermeister feststellte. Da waren der neu gewählte Landrat Michael Schünemann und Jürgen Meyer, der beim Neujahrsempfang erstmals als neuer Stadtdirektor von Eschershausen in Erscheinung trat. Außerdem anwesend war Johannes Schraps. Der Bundestagsabgeordnete hatte ebenfalls ein paar Worte vorbereitet.

In seiner Begrüßungsrede lobte Bürgermeister Hermann Grupe vor allem das in Eschershausen so gut funktionierende Ehrenamt. Kurz vor dem Neujahrsempfang habe er vom Ortsbrandmeister Christian Puschendorf den Feuerwehr-Einsatzplan des zurückliegenden Jahres vorgelegt bekommen. „Da sieht man dann erstmal, was ihr alles leistet“, richtete er sich an die ehrenamtlichen Feuerwehrkameraden. Über Brandeinsätze, Hilfeleistungen, Verkehrsunfälle, Ölspuren sowie Hochwasser- und Sturmeinsätze – im vergangenen Jahr war alles dabei. „Diese Einsätze sind einfach unbezahlbar und zeigen, wie wichtig das Ehrenamt ist“, so Grupe.

Im Bereich Ehrenamt sei vor allem die Arbeit des Mehrgenerationenhauses mit seinem unmittelbar angrenzenden Jugendzentrum „nicht mehr wegzudenken“. Lob und Anerkennung gab es auch für die Arbeit des Freibadvereins. Die Idee, zukünftig Wärme von der Biogasanlage in das Freibad zu leiten, werde er auch weiterhin verfolgen. Nicht mehr wegzudenken ist auch der Johanni-Verein, so Grupe. „Wir sind froh, dass wir euch haben.“ Im Bereich Hochwasserschutz sei im vergangenen Jahr mit der Renaturierung der Ruthe ein wichtiger Schritt getan worden. Dennoch wird die Hochwasser-Dämmung im Bereich Lenne auch weiterhin ein Thema bleiben. Mit Blick auf die erwarteten Alternativplanungen zur Westumgehung, begrüßte der Bürgermeister die anwesenden Stellvertreter der Bürgerinitiative, die mittlerweile mehr als 300 Mitglieder zählen.

Als neuer Stadtdirektor war es in diesem Jahr Jürgen Meyer vorbehalten, einen umfangreichen Jahresrückblick zu präsentieren. Als wesentliches Ereignis waren es zu Anfang persönliche Worte, die er zum Wechsel in der Amtsführung des Stadtdirektors loswurde. Auch wenn Jürgen Meyer eigentlich Stadtoldendorfer ist, habe er doch seit jeher eine enge persönliche Bindung zur Raabestadt gehabt. „Egal ob zum Schwimmen, Einkaufen oder für einen Zahnarztbesuch, es wurde immer Eschershausen angesteuert“, sagt er. Doch in Bezug auf das Amt des Stadtdirektors ist ihm eines wichtig. „Wir sind ein Team“, sagt Jürgen Meyer, „ohne die Unterstützung von Ulrich Magnus und Jörg Henke wäre diese Arbeit nicht möglich“.

Michael Schünemann sprach von einem turbulenten Jahr, welches hinter ihm liegt. Als Landrat stehe nun die schwierige Haushaltssituation vor ihm. Bei einem Defizit von 11,7 Millionen Euro müsse etwa beim Thema Schule „alles außerhalb des Schulringtauschs erstmal auf Eis gelegt werden“. Konkret zu Eschershausen äußerte sich der Landrat zum Zentrum für Migration. Das Zentrum für Migration stehe vor der Auflösung. Bis zur Mitte des Jahres soll das Gebäude leer sein. Die Bewohner sollen anschließend in Wohnungen des gesamten Kreisgebietes verteilt werden. Das Gebäude müsse saniert werden, um dann an den Eigentümer übergeben werden zu können.

In seinem „globalen“ Jahresrückblick mahnte Johannes Schraps vor allem mit Blick auf die rechtsextremistischen Anschläge in 2019. „Ich erinnere an Christchurch, Australien, ich erinnere an den Mord an Walter Lübcke und an den Anschlag auf eine Synagoge in Halle“, so der Bundestagsabgeordnete. Kritische Worte fand er in Bezug auf Politiker, die ihre Politik über soziale Medien betreiben, um ausschließlich zu polarisieren. Stattdessen fordert Schraps mehr Miteinander - auf politischer sowie auf gesellschaftlicher Ebene. Sein Neujahrsvorsatz: „Wenn ich etwas in Social Media schreibe, dann überlege ich vorher ganz genau, was es bei anderen auslösen könnte, bevor ich es dann tatsächlich poste.“