Lauenförde (red). Nachdem in den letzten Wochen ausgiebig über die Verkehrsprobleme im „Nordkreis“ berichtet wurde, informierte sich der Kreistagsabgeordnete Wilfried Steinmetz auf Einladung der Freien Wähler nun bei einem Besuch in seinem Wahlkreis in Lauenförde über die Verkehrssituation im Südkreis. Im Fokus standen dabei die B241 und die L550, die mit ihrem Verkehrsaufkommen von über 9.000 bzw. 6.000 Fahrzeugen pro Tag zu den meistbefahreren Straßen im Landkreis gehören. Diese beiden Straßen mit überregionalem Durchgangsverkehr verlaufen in Nord-Süd sowie West-Ost Richtung: so führt die B241 als Verbindungsstrecke zwischen A 44 und A 7 mitten durch den Ort, die L550 übernimmt große Teile der Verkehrslast der parallel verlaufenden B83 von Hameln nach Kassel. 

Da sich diese Straßen mitten in Lauenförde kreuzen, sorgt das nicht nur für ein hohes Verkehrsaufkommen, sondern auch für enorme Lärm- und Abgasbelastungen. Sowohl im Verlauf der B241 als auch der B83 befinden sich mehrere Teilabschnitte der Ortsumgehungen in Planung, werden bereits ausgebaut, oder befinden sich bereits kurz vor Fertigstellung. Das daraus für Lauenförde resultierende Problem läßt sich anhand der bereits im fortgeschrittenen Bau befindlichen Abschnitts für Bad Karlshafen/Herstelle darstellen: eines der letzten Ausbauteilstücke der B83 nach Kassel wird hier bis 2021 fertig gestellt. 

Deutlich zu sehen ist hier, daß der demnächst fertige Zubringer aus Kassel kommend die Straßenführung der B83 auf die bereits existierende Brücke in Richtung der schon seit Jahrzehnten in Planung befindlichen Ortsumgehung für Lauenförde/Beverungen führt - die sich allerdings weiterhin nur im "weiteren Bedarf mit Planungsrecht" befindet, was de facto bedeutet, dass es weitere Jahrzehnte dauern kann, bis der geplante Lückenschluß vollendet wird. "Vollkommen ungeklärt ist, was mit dem überrergionalen Durchgangsverkehr bis dahin eigentlich geschehen soll, der demnächst zusätzlich auf Kosten der Anwohner in unseren Ort und hineingeleitet wird, wodurch sich die Situation was Verkehrsaufkommen, hohe Geschwindigkeiten und Lärmpegel betrifft, weiter zuspitzen wird." so Heinrich Wenisch. Der Südkreis drohe, der Bereich zu werden, wo sowohl der Lückenschluß für die 83n als auch für die B241 fehlen werden, und sich der Verkehr aus allen Richtungen planlos und ungebremst in den Ort hinein ergießen werde.

Die zahlreichen weiteren aktuell eingerichteten Umleitungen in der Region verschlimmern die Situation derzeit zusätzlich. "Eine solche Anhäufung hat man ja noch nie erlebt, ärgert sich Karl Krahn, der auch Anwohner der L550 ist. Dies seien im Südkreis neben der Sperrung der B241 - Weserbrücke Richtung Beverungen mit durchschnittlich 10.000 Fahrzeugen, die Sperrung der Bad Karlshafener Weserbrücke, Sperrung der Höxteraner Weserbrücke für den LKW Verkehr, Sperrung der L549 von Boffzen nach Neuhaus und mehrere Fahrbahnsanierungen in unmittelbarer Umgebung von Beverungen. Alle notwendigen Umleitungen führen derzeit durch Lauenförde bzw. wirken sich negativ auf die Verkehrsmengen im Ort aus. 

"Besonders die hohen Geschwindigkeiten und der hohe Anteil an LKWs, die z.T. im Sekundentakt vollkommen ungebremst durch den Ort donnern, sind nur nur belastend für die Anwohner, sondern stellen auch eine Gefahr für den Schulweg dar, der über die Würgasser Straße führt." so Krahn, der auch Vorstandsmitglied im Förderverein der Grundschule ist und selbst 2 Kinder im Schulalter hat "Bei den Geschwindigkeiten und dem hohen Fahrzeugaufkommen sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein weiterer schweren Unfall ereigne, zumal die Bürger auf wirksame Gegenmaßnahmen gegen die Raserei sowohl durch Polizei als auch vom Landkreis bislang vergeblich warten.

Lauenförder Bürger und ein Teil der Lokalpolitik, hatten immer wieder vergeblich versucht, sich mit dieser unhaltbaren Situation Gehör zu verschaffen, seien aber bislang weitgehend ins Leere gelaufen. Man habe viel mehr den Eindruck, sämtliche Bemühungen der Behörden im Landkreis und sogar der länderübergreifenden Landespolitik konzentrieren sich vorrangig darauf, die Verkehrsprobleme im Nordkreis zu bearbeiten. Ein vergleichbares Engagement von Behörden und Politik für den Südkreis sei derzeit eher nicht zu erkennen, obwohl das Verkehrsaufkommen hier deutlich höher sei als bei den in Rede stehenden Straßen im Nordkreis. Alle Straßen werden ausgebaut, nur im Südkreis passiert nichts, meint Heinrich Wenisch, dessen Familie ebenfalls Anlieger an der L550 ist.

Sogar vom „Schutzgut Mensch“ sei kürzlich in der Presse im Hinblick auf die Verkehrsbelastung zu lesen gewesen. "Es wäre schön, wenn das auch hier im Südkreis zur Maxime des Handelns werden würde", meint Martin Zühlsdorf. Das sieht Kreistagsmitglied Steinmetz nach Inaugenscheinnahme der Situation am Ende des Ortstermins ähnlich: "Es kann nicht sein, dass man die betroffenen Anwohner einfach mit dieser Verkehrsbelastung sich selbst überläßt, wogegen in anderen Teilen des Landkreises weder Kosten noch Mühen gescheut werden und Sinne der ortsansäßigen Bürger auch mit großem finanziellen Aufwand zu Recht um die besten Lösungen gerungen werde. Das kann so nicht bleiben! Zudem sei die Anbindung des Südkreises an die Kreisstadt sehr ausbaufähig". Es sei eigentlich nicht hinzunehmen, dass im Landkreis mit zweierlei Maß gemessen werden, und ein Teil der Region auf Kosten des anderen so sehr priorisiert und mit Aufmerksamkeit bedacht werde, meint Steinmetz und kündigt an, zukünftig vermehrt auch die Interessen der "Südkreisbürger" in den Fokus des Kreistages zu rücken.

Foto: Steinmetz