Südniedersachsen (red). Nach einem intensiven Gespräch mit den Spitzen der niedersächsischen Handwerkskammern und Fachverbänden führt das Land Niedersachsen die Meisterprämie für Handwerksmeisterinnen und -meister ein. Minister Lies hatte ins Wirtschaftsministerium nach Hannover eingeladen, um sich bezüglich der Umsetzung abzustimmen.

Seit dem Jahr 2000 sind allein in Niedersachsen die Absolventenzahlen bei den bestandenen handwerklichen Meisterprüfungen um knapp 30%, d.h. von 3.040 auf 2.176, zurückgegangen. „Vor dem Hintergrund des anstehenden Generationswechsels in den Betrieben und dem außerordentlich hohen Fachkräftebedarf im Handwerk lassen sich Versorgungsengpässe nur vermeiden, wenn wir eine Trendwende bei der Entwicklung der Absolventenzahlen erreichen“, betont Lies. „Wir sehen die unmittelbare Notwendigkeit, Meisterinnen und Meister im Handwerk als Garanten für eine qualifizierte Ausbildung zu stärken! Aus diesem Grund werden wir, rückwirkend ab dem 1.9.2017, alle erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen einer Meisterprüfung im Handwerk mit Hauptwohnsitz oder Arbeitsplatz in Niedersachsen mit einer Meisterprämie in Höhe von 4.000 € auszeichnen und fördern.

Dem Abstimmungsgespräch vorangegangen war der fraktionsübergreifende Beschluss eines Antrages der FDP im niedersächsischen Landtag vom 8.8.2017, der eine vollständige Befreiung der angehenden Meisterinnen und Meister von den Lehrgangs- und Prüfungsgebühren zum Ziel hat. Dieses setzt eine Änderung des Aufstiegsfortbildungsgesetzes (AFBG), des sogenannten Meisterbafögs, voraus, für die die Bundesebene zuständig ist. „Sie ist baldmöglichst umzusetzen, damit alle Meisterinnen und Meister in den Genuss einer vollen Förderung kommen”, fordert Delfino Roman, Präsident der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. „Es ist gut, dass alle Parteien im niedersächsischen Landtag dem Antrag zugestimmt haben.” Die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen erwartet deshalb von allen Parteien, dass sie sich schnell für eine bundesweite Regelung, d.h. für eine 100%-ige Zuschussförderung im Rahmen des Aufstiegsfortbildungsgesetzes einsetzen wird. „Nur über das AFBG, welches möglichst schnell geändert werden muss, lässt sich die Intention des niedersächsischen Antrages vollumfänglich umsetzen! Jegliche Unsicherheit bezüglich einer Förderung muss vermieden werden, um keine Warteschleifen entstehen zu lassen“, so Roman.

Delfino Roman ließ es sich nicht nehmen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den aktuellen Meisterkursen im Berufsbildungszentrum Hildesheim die Nachricht persönlich zu verkünden. Die angehenden Meisterinnen und Meister nahmen die Nachricht zum Beginn des Wochenendes mit Begeisterung auf. Die meisten unter ihnen sind Niedersachsen oder haben ihren Arbeitsplatz im Land. Für die Anwärterin im Friseurhandwerk Laura Mouhieddine (35) ist die Prämie eine wichtige finanzielle und persönliche Anerkennung. „Als Mutter von drei Kindern kommt mir diese Unterstützung sehr entgegen“, so die Friseurin. HWK Hauptgeschäftsführerin Ina-Maria Heidmann bezeichnet die Entscheidung als gewichtigen Schritt in Richtung Gleichstellung akademischer und beruflicher Bildung: „Wir haben Jahre darauf hingearbeitet und sind überaus froh, dass wir in enger Zusammenarbeit zwischen Politik und Handwerksorganisation diesen Erfolg verbuchen können.“

Foto: Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen