Bevern (mk). Vergangenen Sonntagnachmittag hatte die FDP ihren Neujahrsempfang in der Schlosskapelle in Bevern. Als Gastrednerin statte die stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, dem Kreis Holzminden einen Besuch ab. Strack-Zimmermann verstand es gleich zu Beginn ihrer Rede, ihr gespannt lauschendes Publikum zu fesseln. Die stellvertretende Bundesvorsitzende klärte mit deutlichen und packenden Details zum FDP-Neujahrsempfang auf, welche Ursachen zum Ende der Jamaika-Sondierungsgespräche geführt hatten. Sie betonte, es als ihre Pflicht anzusehen, dieses „ganze Drama“ an dieser Stelle zu erläutern, welches aus ihrer Sicht viel zu lange gedauert habe. Die prominente Gastrednerin, die mit der Bahn aus Düsseldorf angereist kam schilderte, dass sie dieses „30 Tage andauernde Drama in Berlin“ hautnah „in allen blutigen Teilen“ mitverfolgen musste.

Ein bühnenreifes Drama in 30 Tagen in einer kurzen, spannenden Nacherzählung

Um welche Details es bei den gescheiterten Jamaika-Sondierungsgesprächen ging, darauf ging Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann im weiteren Verlauf ihrer Erzählung deutlich ins Detail. Sie offenbarte, dass es um strittige Punkte wie den europäischen Finanzausgleich, die Finanzierung der Sanierungen von Schulgebäuden und den Braunkohleausstieg (ohne eine wirklich relevante Alternative gefunden zu haben) ging. Ein Hauptthema der FDP, die Digitalisierung des ländlichen Raumes, fand in den Sondierungen laut Strack-Zimmermann wenig Beachtung. Schließlich habe man gemeinsam, und nicht nur Christian Lindner, die Gespräche als gescheitert gesehen als man „vom Tisch aufstand“, so die stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP. Sie räumte den Fehler ein, dass die geführten Unterhaltungen bereits zu sehr ins Detail gegangen und weit über eine Sondierung hinaus geführt worden wären. Sie verglich die Gespräche mit „den Szenen einer Ehe“, wobei einer dieser Partner vor dem Altar noch einmal Bedenken bekommen hätte, dass diese „Eheschließung“ gutgehen könne und darum den Rückzieher angetreten habe. „Von einer Staatskrise wäre aber keinerlei Rede“, betonte Strack-Zimmermann. Sie wolle auch die erfreulichen Seiten dieser weiteren Entwicklung für die FDP hervorheben. „Mit 80 Mitgliedern im Bundestag sein zu dürfen, bedeutet Verantwortung zu tragen und sich dieser Würde auch bewusst zu sein“, betonte Strack-Zimmermann. „Dabei werden wir uns dem Parlament gegenüber als würdig erweisen“, versprach die stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP.

Spannung sei gewiss bei jetzt vier Parteien in der Opposition

„Wir werden uns in die Diskussion einbringen“, versprach Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann und deutete bei Schließung einer großen Koalition eine seichte Aufstellung dieser an. Eine große Koalition, welche es im neuen Bundestag dann gleich mit vier Parteien in der Opposition zu tun bekommen würde. Aus ihrer Sicht dürfte das extrem spannend werden. Und weiter: „ Deutschland sollte jedoch wissen, wohin es in den nächsten Jahren hin wolle und sich nicht verirren lassen.“

Die „Digitalisierung“ stellt für die FDP, besonders für den ländlichen Raum ein Hauptanliegen dar, denn nur so könne Deutschland flächendeckend attraktiv bleiben. Dieses hob Strack-Zimmermann noch einmal in ihrer Rede abschließend deutlich hervor. Damit schloss sie sich ihrem Gastgeber Hermann Grupe an, der in seiner Begrüßung zum Neujahrsempfang der FDP in der Schlosskapelle die guten Breitbandanschlüsse gerade für die vorstädtische Dörfer als extrem wichtig einschätze, um sich den Hauptstädten gegenüber gewappneter aufzustellen. Auch Herman Grupe verwies auf die positiven Entwicklungen seiner Partei vor Ort. „Erfolge durchweg in allen drei Wahlen der jüngsten Vergangenheit und einer damit auch erfreulicherweise stetig verbundenen neuen Zahl an Mitgliedern, welche für die nötige frische Bewegung im Parlament sorgen werden“, versprach Gruppe und lud dazu weitere ein. Weniger scherzend, eher mahnend erinnerte er an die Digitalisierung, deren enorme Wichtigkeit bereits von Strack-Zimmermann deutlich gemacht wurde. Nur mit einer guten Vernetzung können auch die ländlichen Regionen mitgenommen und nicht von den großen Zentren geschluckt werden.

Eine gute Digitalisierung ist eine „gute Informationsquelle“

Musikalische Begleitung fand diese traditionelle Einladung zum neuen Jahr im Weserrenaissance Schloss Bevern von Alexander Käberich und Arndt Jubal Mehring auf der Klarinette. Ernst Warnecke, Bürgermeister der Gemeinde Bevern, fand schließlich die abschließenden Dankesworte für die beiden Redner dieses traditionellen FDP Neujahrsempfangs in der Schlosskapelle. Bevor die stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sich wieder Richtung Düsseldorf per Bahn verabschiedete, überreichte ihr noch Ernst Warnecke verschmitzt lächelnd ein Präsent und wies daraufhin, „dass dieses ohne eine gute digitale Vernetzung nicht bekannt geworden wäre“ und lud die begeisterte Motorradfahrerin Strack-Zimmermann ein, das Weserbergland auch auf diese Weise einmal kennen zu lernen.

Video/ Foto: Melanie Klemm